Dokument-Nr. 12058
Schmitz, August an Pacelli, Eugenio
Trier, 23. Oktober 1922

Eurer Exzellenz
ist durch den Pfarrer von Kreuznach, Herrn Wessel, ein Gnadengesuch für den Beigeordneten der Stadt, Dr. Leschke, überreicht worden. Ein Schicksals- und Leidensgenosse dieses Herrn ist mein Pfarrkind, Herr Diplomoptiker Reinhard Mahr1 aus Trier, der mit seiner Familie gleichfalls von dem harten, unverständlichen Urteilsspruch aufs schwerste betroffen, zu einer vierjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden ist. Gestatten Eure Excellenz, dass ich als Seelsorger den vollständig unschuldigen Herrn, das Opfer eines Rechtsirrtums, Ihrer wohlwollenden Menschenfreundlichkeit aufs wärmste empfehle. Herr Mahr ist ein stiller, fleißiger Geschäftsmann, dessen hartes Geschick in der ganzen Stadt die größte Teilnahme findet, dem Konspirationen jeglicher Art nach allgemeinem Urteil durchaus fern liegen. Seine Gattin entstammt einer sehr angesehenen Familie, die sich um das katholische Leben in der Mark Brandenburg sehr verdient gemacht hat; sie ist eine fromme, treukirchliche Dame, die unter dem so jäh zerrütteten Familienleben unendlich leidet und über das Maß ihrer
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geistigen und körperlichen Kräfte hinaus, sich bemüht, das große Geschäft vor dem Zusammenbruch zu bewahren und von den Eltern und dem Kind den vollständigen Ruin fern zu halten.
Mit der überschweren Heimsuchung meiner Pfarrkinder empfinde ich herzliche, seelsorgerliche Teilnahme, die mich veranlaßt, bei Eurer Excellenz gütige Vermittlung und Hülfe zu erbitten.
In Hochachtung
Kanonikus Schmitz,
Stadtdechant von Trier & Pfarrer an Liebfrauen
1"Diplomoptiker Reinhard Mahr" hds. unterstrichen, vermutlich vom Empfänger.
Empfohlene Zitierweise
Schmitz, August an Pacelli, Eugenio vom 23. Oktober 1922, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 12058, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/12058. Letzter Zugriff am: 19.04.2024.
Online seit 31.07.2013, letzte Änderung am 24.10.2013.