Dokument-Nr. 13698
Schütz, Ludwig an Pius XI.
Köln, 28. Juli 1923

Heiligster Vater!
Zu den Füssen Ew. Heiligkeit im Geiste knieend, möchte ich Ihnen, Heiliger Vater, nachstehendes Anliegen vortragen:
Ich hatte es vor 2 Jahren übernommen, den armen früheren Pfarrkindern von Kurtscheid, Diözese Trier, an Stelle ihres zu kleinen und baufälligen Gotteshauses eine grössere, würdige Kirche zu bauen und auch im protestantischen Kurort Rengsdorf, der zu Kurtscheid gehört, einen würdigen Betsaal zu errichten. Vor 2 Jahren konnte ich das beginnen, weil ich als Vertrauensmann der deutschen Grossindustrie, besonders von den protestantischen Grossindustriellen, dazu grosse Geldmittel erhielt; auch unterstützte mich der belgische Bischof Dr. Heylen von Namur; desgleichen sandten mir meine früheren Schüler, jetzt Priester in Amerika, Beihülfe; endlich erhielt ich aus dem Verkauf meiner 7bändigen, Ew. Heiligkeit im vorigen Jahre überreichten "Summa Mariana", reichliche Geldmittel zum Kirchenbauen. All diese Geldquellen sind erloschen, da meine grossindustriellen Wohltäter im Gefängnis sitzen oder vernichtet sind, da Bischof Dr. Heylen alle Messstipendien nach Rom senden muss, da meine Schüler ausgebettelt sind und da endlich meine Bücher in Deutschland keinen Absatz mehr finden, da unsere deutschen Priester zu arm geworden sind.
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So kann ich einerseits meine seit 1½ Jahren im Bau begriffene Kirche in Kurtscheid nicht vollenden und andererseits den so notwendigen Betsaal in Rengsdorf nicht in Angriff nehmen. Mir fehlen zu beiden kirchlichen Bauten ca. 10.000 Lire.1 Exzellenz Herr Apostolischer Nuntius, Dr. Eugen Pacelli, Erzbischof von Sardes, ist in der Lage, mehr von mir berichten zu können, da ich, vielfach auf meine Kosten, ca. 500 Jünglinge zum Priester- und Ordensstand gebracht habe und der meistschreibende Priester Deutschlands und Oesterreichs und unter Papst Pius X mit mehreren Handschreiben beglückt worden bin.
Ich weiss, dass Ew. Heiligkeit mir in meiner doppelten Kirchenbaunot väterlich helfen werden.
Heiligster Vater,
Ihr gehorsamster Sohn
Prof. Schütz, Ehrencanonikus.
1"Mir fehlen […] 10.000 Lire" hds. von unbekannter Hand unterstrichen, vermutlich vom Empfänger.
Empfohlene Zitierweise
Schütz, Ludwig an PiusXI. vom 28. Juli 1923, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 13698, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/13698. Letzter Zugriff am: 24.04.2024.
Online seit 23.07.2014.