Dokument-Nr. 14021
Faßbender, MartinPorsch, Felix an Pius XI.
Berlin / München / Freiburg im Breisgau, Oktober 1923

Heiliger Vater!
Die Unterzeichneten gestatten sich, Ew. Heiligkeit namens der notleidenden katholischen Universitätsstudierenden und Akademiker in Deutschland in tiefster Ehrfurcht folgende Bitte vorzutragen:
Die Familie Vollmar aus Bonn a/Rhein hat in der juristischen Form einer Gesellschaft m. b. H. das Rittergut -Ober- Altwaltersdorf in der Grafschaft Glatz käuflich erworben. Einen Teil dieser Besitzung, umfassend ein Haus, eine Kapelle, Ökonomiegebäude und etwa 100 Morgen Land, stellt die genannte Familie als Erholungsheim für notleidende katholische Universitätsstudierende und Gelehrte zur Verfügung.
Zur Durchführung der erforderlichen fürsorgerischen Maßnahmen wird auf Wunsch der Familie Vollmar ein Kuratorium gebildet, dem außer den Unterzeichneten angehören werden:
Oberregierungsrat Blank, Mitglied des Preußischen Landtags, Hannover; Msgr. Diepen, Bischof von Hertogenbusc h; Pfarrer Griese, Delegierter des Deutschen Caritas-Verbandes für Südamerika, zur Zeit Buenos Aires; Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Martin Faßbender, Mitglied des Preußischen Landtags, Berlin-Südende; Prälat Kirsch, Prof. an der Universität Freiburg i. d. Schweiz. Prälat Dr.  Kreut z, Präsident des Deutschen Caritas-Verban-
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des, Freiburg i/Breisgau; Msgr. Messme r, Erzbischof von Milwaukee; Dr. Alois Muench, Professor am Priesterseminar in Milwaukee; Msgr. Dr.  Poels in Heeren; Msgr.  Schremb s, Bischof von Cleav land [sic]; Miss Scott, Universität L eed s; Prof. Dr. Adalbert Brenninkmeyer, O. S. B., Beit G i al a, Jerusalem; ein Mitglied der Familien-G. m. b. H. Vollmar.
Die Geschäftsführung des Kuratoriums liegt in der Hand des Geschäftsführers der Deutschen Caritas für Akademiker, die im Auftrage der deutschen Bischöfe die katholische Studentenhilfe durchführt.
Das Kuratorium richtet an Ew. Heiligkeit die ganz ergebene Bitte, das Protektorat für diese erste Gründung der katholischen Akademiker-Fürsorge in Deutschland übernehmen zu wollen. Wir sind uns bewußt, welchen ideellen Wert ein solcher Hulderweis für das Unternehmen mit sich bringt: soll doch das neue Heim nicht nur materielle Not lindern, sondern auch ein geistiges und religiöse s Zentrum der katholischen Akademikerschaft werden. Wir geben der Hoffnung Ausdruck, daß Ew. Heiligkeit in Erinnerung an die frühere akademische Wirksamkeit vor allem in Mailand gerne durch das Protektorat die katholische Akademikerschaft in Deutschland fördern werden und gestatten uns die Bitte, der neuen Heimstätte den Namen
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geben zu dürfen.
Alle Vorarbeiten lassen auf eine günstige Entwicklung schließen. Es sind geeignete Maßnahmen getroffen, die zur weiteren Ausstattung des neuen Heimes erforderlichen Mittel sicherzustellen, so daß wahrscheinlich noch vor Eintritt des Winters das Heim zur Linderung der dringendsten Notfälle geöffnet werden kann. Infolge der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung, die eine große körperliche Schwächung besonders unserer aus dem Mittelstand kommenden akademischen Jugend zur Folge hat, ist in diesem Winter mit einer heute noch nicht abzuschätzenden Notlage innerhalb der akademischen Kreise zu rechnen. Es ist daher von größter Bedeutung, daß mit diesem Genesungsheim ein fester Stützpunkt für die Fürsorgearbeit geschaffen wird.
Das Kuratorium bittet daher Ew. Heiligkeit nochmals in aller Ergebenheit, dem oben ausgeführten Wunsche Erfüllung zu schenken.
In tiefster Ehrfurcht gegen Ew. Heiligkeit
namens des Kuratoriums
Geh. Reg. Rat Prof Dr
Martin Fassbender
Vorsitzender des Berliner
Caritasverbandes
Dr. Porsch
Geheimer Justizrat
Empfohlene Zitierweise
Faßbender, Martin an PiusXI. vom Oktober 1923, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 14021, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/14021. Letzter Zugriff am: 24.04.2024.
Online seit 23.07.2014.