Dokument-Nr. 15108
Hallberg, Franz Freiherr von an Pius XI.
München, vor dem 30. Januar 1925

Heiligster Vater!
Euer Heiligkeit wagten es die ehrfurchtsvollst Unterzeichneten unterm 13. August 1924 im Namen der Ukrainischen Nationalen Kosakenvereinigung im Vertrauen auf die vom Heiligen Stuhle den Ukrainern schon früher wiederholt bewiesene grossmütige Fürsorge die herzliche Bitte zu unterbreiten, es möchten Euer Heiligkeit die grosse Gnade haben, sich der ukrainischen Emigranten in ihrer schweren Notlage nach Möglichkeit anzunehmen. -
Euer Heiligkeit wollen allergnädigst verzeihen, wenn die ehrerbietigst Unterzeichneten sich gestatten, in der gleichen Angelegenheit auf das Gesuch vom 13. August  1924 zurückzukommen und auf dasselbe Bezug nehmend, ihre untertänigste Bitte von damals nunmehr zu erneuern. – Sie sehen sich hierzu veranlasst durch den Umstand, dass die Not in der ukrainischen Emigration inzwischen weiter im bedrohlichsten Maasse [sic] gestiegen ist und viele Ukrainer an den Rand der Verzweiflung bringt. -
Vorallem hat die Winterszeit hier verschärfend gewirkt, dann aber auch die weiter sehr schlechte allgemeine Wirtschaftslage in den meisten Ländern, insbesondere in Deutschland. – Nicht nur die Lage der einzelnen Emigranten ist hierdurch verschlimmert worden, sondern es hat sich auch der Kreis derjenigen, welche nunmehr unter die Bedürftigen zu rechnen sind, erweitert. – Seit Mitte des verflossenen Jahres sind
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infolge der sogenannten Abbau-Maassnahmen [sic] in Deutschland zahlreiche Ukrainer um ihre Berufsstellungen gekommen und viele von Jenen, welchen irgendwelche bescheidene Vermögensreserven bisher noch ein kümmerliches Dasein zu fristen gestatteten, haben diese letzten Notpfennige angreifen und aufzehren müssen, sodass sie, jetzt mittellos, auf die Wohltätigkeit Anderer angewiesen sind. –
Die ehrerbietigst Unterfertigten erneuern daher, ihrer Pflicht als Vertreter der Ukrainischen Nationalen Kosakenvereinigung gemäss ihre herzliche Bitte um Hilfe. – Sie glauben, sich auf diese kurze Darstellung der Sachlage beschränken zu dürfen, da berufene Vertreter der Vereinigung kürzlich die hohe Ehre hatten, selbst in Rom dem Heiligen Stuhle Bericht über die Lage zu erstatten, -
In der zuversichtlichen Hoffnung auf Erhörung ihrer Bitte durch die väterliche Güte Eurer Heiligkeit geharren mit dem Ausdrucke allertiefster Ehrfurcht und unauslöschlicher Dankbarkeit, Heiligster Vater:
Euer Heiligkeit
alleruntertänigste
[weitere Unterschriften unlesbar]
[Vorname unlesbar] Hallberg.
Mitglied des Central–Ausschusses des
Deutschen Caritas–Verbandes.
Empfohlene Zitierweise
Hallberg, Franz Freiherr von an PiusXI. vom vor dem 30. Januar 1925, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 15108, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/15108. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 24.06.2016.