Dokument-Nr. 15936

Die dreifache Krone. Predigt des Herrn Kardinals zum 2. Jahrestag der Krönung Pius XI., in: Bayerischer Kurier und Münchener Fremdenblatt, Nr. 43, S. 6 f., 12. Februar 1924
Uns Kardinälen ist es noch in frischer Erinnerung, wie wenn es gestern gewesen wäre, wie wir vom 2. Bis 6. Februar 1922 im Konklave beteten: Herr, zeige Du, wen Du erwählt hast! Und der Herr suchte seinen Weinberg heim, den seine Rechte gepflanzt hat, und zeigte, wen er erwählt hatte, den Oberhirten der Diözese des hl. Ambrosius und des Karl Borromäus, der mit dem Namen „Pius XI." am 6. Februar als Oberhaupt der Kirche aus dem Konklave hervorging und am 12. Februar 1922 als 261. Petrus in St. Peter mit der dreifachen Krone gekrönt wurde. Im Geiste knien wir heute auf der ersten Stufe des päpstlichen Thrones nieder und sprechen: Wir vertrauen, Heiliger Vater, von dir kommt der Friede der Völker! Wir kein auf der zweiten Stufe des Thrones nieder und sprechen: Heiliger Vater, wir danken dir für deine Liebe und deine Liebesgaben in unserer Not! Wir knien auf der dritten Stufe nieder und sprechen: Heiliger Vater, wir geloben dir Treue! So deute ich nach der Epistel des heutigen Sonntags. Besonders nach Kol. 3,14 und 15, die dreifache Krone der Päpste als Krone des Friedens Christi, als Krkone der Liebe Christi, als Krone der Einheit des Leibes Christi. Die erste Krone heißt Friede Christi -, wir vertrauen auf die Mitarbeit des Heiligen Vaters am Frieden der Völker. Alle Schmähungen gegen das Papsttum können die Tatsachen nicht verdunkeln, die im hellen Lichte der Geschichte liegen: Papst Pius X. ist im ersten Kriegsmonat aus Kummer über den Ausbruch des Weltkrieges gestorben. Papst Benedikt XV. hielt sein Denken und Sinnen, sein Beten und Arbeiten, sein Leben und Sterben auf den Frieden gerichtet. Er gab aus das herrliche Friedensgebet, das wie eine Taube aus der Arche den Ölzweig über die Erde trug. Er ließ die Kinder Weltkommunion als Gebet um den Frieden halten, und eines seiner letzten Worte war: Wir wollen Gott unser Leben Aufaopfern für den Frieden der Welt. Papst Pius XI. breitete beim Arme gegen die Vertreter mit lauter Stimme: Pax seinem Pontifikate Christi! Die Nuntuius nach Gegensätze hart Dort die Hemmn Versöhnung des Friedens des Heiligen Vaters Kongreß 1922 ein Frieden zu machen und Rotbüchern anderer Freimut den Völkern wie Benedikt XV. währen Pius XI. nach dem Kriege? Sogar 1885 im Karolinenstreit den Heiligen Vater als Schiedsrichter angerufen, und der päpstliche Schiedsspruch hat den Krieg zwischen Deutschland und Spanien verhütet. Der Weltfriede kommt nicht ohne den Heiligen Vater in Rom (aus). Der erste Reif der dreifachen Krone heißt Friede. Die Zweite Krone Pius' XI. heißt Liebe Christi - , wir danken für die Liebesgaben des Heiligen Vaters . Schon auf dem ersten Konzil in Jerusalem gelobten die Apostel, „der Armen zu gedenken"(Gal. 2,10). Schon Ignatius von Antiochien nennt die römische Kirche „die Vorsteherin des Liebesbundes". Seit der Krönung Pius' XI. ist ein Mannaregen von Liebesgaben auf unser armes hungerndes Volk niedergegangen. Im Konsistorium am 20. Dezember letzten Jahres dachte der Heilige Vater der Winternot unserer Armen, in der Weihnachtsansprache, zwei Tage später, konnte er mitteilen, er habe manche Not gelindert, manches Gefängnis geöffnet, manche Verbannung abgekürzt, und gerade heute wird in vielen Kirchen in Amerika der Aufruf des Heiligen Vaters verkündigt, unsere Not mit Lebensmitteln und Kleidern zu Hilfe zu kommen. Aus der reichen Spende, die Seine Heiligkeit mir beim letzten Besuch in der Ewigen Stadt mitgab, unterhalten wir in dieser Woche die Volksküchen und Mittelstandsküchen in München, die Kinderheime und Altersheime, die Jugendfürsorge und Caritasausschüsse der Pfarrämter in München und in der ganzen Diözese, die Hauskrankenpflege und Heimatmission. In dieser Piuswoche strömt die Liebe des Heiligen Vaters bis zu den Ärmsten wie Salböl vom Haupte des Hohenpriesters bis zum Saume seines Gewandes. In dieser Piuswoche leuchtet ein Rubin in der Tiara: seht, wie ich euch liebe! Es ist nicht Mitleid allerin, es ist väterliche Liebe, die gerade für die ärmsten Kinder eine offene Hand hat. Freilich ist es schwer, Vater im Kreise streitender Kinder zu sein. Die dritte Krone des Papstes heißt Gemeinschaft Christi - , wir geloben Treue! Als Gemeinschaft der Lehre Christi hat die Kirche die Sendung, in der Lehre der Apostel zu beharren, die Wahrheiten der übernatürlichen Offenbarung unverfälscht allen Völkern weiterzugeben und alle auf die Wege des ewigen Heiles zu führen. Durch diese übernatürliche Aufgabe und durch das Wort Christi „Lehret alle Völker" ist der apostolischen Kirche ein übervölkischer Charakter aufgeprägt. Darum kann und darf sich die Kirche Christi nicht mit den Interessen eines einzelnen Volkes gleichstellen, wie es die Kultur des Hellenen oder die Religion des Islam tat. Darum dürfen wir die Weltansprachen und Weltrundschreiben des Heiligen Vaters nicht mit der Parteibrille eines einzelnen Volkes lesen und bekritteln. Darum dürfen wir nicht auf jene Einzelstimmen hören, die heute wieder einmal verkünden: Wir wollen eine deutsch-völkische Religion und einen deutschen Christus. Nur jene Religion kann in die Nähe Gottes führen, die nicht vom Fleisch und Blut eines geoffenbaret ist. Nur jener Christ ein Volk erlösen, der aus übervölkischen mt. Die von Rom gesandten sind an der Wiege der deutschen und sie getauft und ge deutscher (Herder) hat das gt: Ohn äpste wäre Europa erwande eine mongolische Wüste .Was also er ersten und dritten und neunten Stunde der deutschen Geschichte en war, kann in der elftenStunde nicht ein fluch sein. Brauchen wir nicht ger in dem Wirrwarr der Meinungen eine höchste Instanz, die in den Fragen des Glaubens und der christlichen Lebensordnung das letzte Wort zu sprechen hat? Deutsches Volk! „Sie zu, daß das Licht in dir nicht Finsternis werde" (Luk. 11,35)! Die Ostgoten waren ein tapferes Volk, germanische Edelrasse, und wurden doch ausgestrichen aus dem Buche des Lebens. Die Altkatholische Bewegung, mit großen Verheißungen von München ausgezogen, ist heute nach einem halben Jahrhundert versandet und verdorrt wie ein Rebzweig, der vom Rebstock abgeschnitten wurde. Seht zu, daß das Licht in euch nicht Finsternis werde, oder, wie die Offenbarung spricht, daß der Leuchter von unserem Boden nicht weggerückt werde! Als Papst Pius XI. November 1884 in der Revolution aus Rom flüchtete, war es gerade der bayrische Gesandte in Rom, Graf Spaur, der den Heiligen Vater in das Schutzgebiet des Königs von Neapel begleitete. Die Treue zum Heiligen Vater ist gute bayrische Tradition. Darum legen wir heute, unserer Väter wert, in Gegnwart des Vertreters Seiner Heiligkeit unser Treuegelöbnis am Altare nieder. Die Patriarchen des Morgenlandes steigen vom Libanon nieder und pilgern nach Rom, um dem Statthalter Christi zu huldigen, die Missionare stehen vor den Toren der slawischen Welt und rufen: Tut euch auf, ihr uralten Pforten! Könige ziehen nach Rom, die Völker aller Zonen wollen durch ihre Gesandten am Mittelpunkt der Völkerverständigung vertreten sein. Alle Wege führen nach Rom. Dagegen in unserem Volke? Man ist nicht mehr katholisch, wenn man nicht mehr römisch-katholisch ist. Sieh zu, daß das Licht in dir nicht Finsternis werde! - Ein Gelöbnis sei auch der Hymnus, der beim Krönungsamt vor zwei Jahren gesungen wurde und den wir jetzt wieder singen: Tu illum adjuva – Herr, sei Du ihm ein Helfer! – An die Predigt des Herrn Kardinals schloß sich eine Segensandacht, die der Apostolische Nuntius Erzbischof Pacelli hielt, der in allen katholischen Kreisen Deutschlands und auch in andersgläubigen hochgeachtet und verehrt wird wie vielleicht noch nie ein Vertreter des Papstes auf deutschem Boden. Den übrigen Kirchendienst besorgten die Jesuiten, die liturgischen Gesänge, die wir an anderer Stelle bereits gewürdigt haben, die Sängerrunde des Zentralgesellenvereins unter Leitung von Sixt und der Sängerchor des Benediktiner-Missions-Kollegs von St. Ottilien unter Direktion von P. Leo.
Empfohlene Zitierweise
Anlage vom 12. Februar 1924, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 15936, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/15936. Letzter Zugriff am: 18.04.2024.
Online seit 18.09.2015.