Dokument-Nr. 15937
Matt, Franz an Pacelli, Eugenio
[Ohne Ort], 12. Februar 1924

Eure Eminenz!
Hochverehrtester Herr Nuntius!
Eure Exzellenz bitte ich den aufrichtigsten Dank dafür entgegen zu nehmen, daß uns Gelegenheit gegeben ist, an dem Tage, an dem vor 2 Jahren die Blicke der ganzen Welt auf die feierliche Krönung Seiner Heiligkeit des Papstes Pius XI. nach St. Peter in Rom gerichtet waren, uns festlich um Euer Exzellenz zu versammeln. Hierin glaube ich auch einen neuen Beweis erblicken zu dürfen für die vertrauensvollen, herzlichen Beziehungen, die Euer Exzellenz mit der bayerischen Staatsregierung verbinden und die sich im Laufe langer, sorgenvoller, sturmbewegter Jahre immer fester und inniger gestaltet haben. Nur mit dem Gefühle wahren Schmerzes kann ich daher daran denken, daß die Stunde immer näher rückt, in der Euer Exzellenz München verlassen werden. Durch Ihr segensreiches Wirken haben Euer Exzellenz in den weitesten Kreisen Bayerns höchste Verehrung und treue Liebe gewonnen. Mir aber ist es ein Bedürfnis für die bayerische Staatsregierung heute dankbarst insbesondere der hohen Verdienste zu gedenken, die sich Euer Exzellenz in jahrelanger hingebendster Mitarbeit um den vor wenigen Tagen betätigten vorläufigen Abschluß der Vorarbeiten für das neue bayerische Konkordat erworben haben, von dem ich zuversichtlich hoffe, daß es in Bälde zum dauernden Segen für das kirchliche und religiöse Leben der Katholiken Bayerns wird in Kraft treten können.
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Hierbei richten sich ganz von selbst meine Blicke vor allem auch auf die erhabenste Person des Heiligen Vaters, der es Euer Exzellenz ermöglicht hat, diese außerordentlich wichtigen und schwierigen Verhandlungen in verständnisvoller Rücksichtnahme auf die Interessen Bayerns zu Ende zu führen. Lassen Sie mich aber darüber hinaus in ganz besonderer Herzlichkeit der unzähligen Wohltaten gedenken, die Seine Heiligkeit aus väterlich mitfühlendem Herzen den Unglücklichen, ärgste Not leidenden Volksgenossen unseres schwer gerprüften1 Vaterlandes zuteil werden läßt. Diese nimmer ruhende Liebestätigkeit des Heiligen Vaters wird für ewige Zeiten im Herzen Deutschlands unvergessen bleiben. Die ganze Welt aber schuldet Seiner Heiligkeit heißesten Dank für Sein unermüdliches Wirken zur Herbeiführung eines wirklichen wahren Friedens unter den Völkern. Von ganzen Herzen hoffe ich, daß diese Bemühungen Seiner Heiligkeit mit Gotteshilfe [sic] zum Besten aller Länder endlich 2 von Erfolg gekrönt sein wird.
So gedenken wir am heutigen Festtage in aufrichtigster Verehrung und innigster Dankbarkeit des Heiligen Vaters. Möge der allmächtige Gott Seine Heiligkeit zum Besten der katholischen Kirche und zum Wohle der ganzen Menschheit mit einem langen, glorreichen Pontifikate segnen. Zugleich im Namen des zu seinem lebhaftesten Bedauern durch Krankheit am Erscheinen verhinderten Herrn Ministerpräsidenten Dr. von Knilling bitte ich Euer Exzellenz diese unsere Gefühle und Wünsche Seiner Heiligkeit dem Papste zu Füßen legen zu wollen.
1Hds. von unbekannter Hand korrigiert.
2Hds. von unbekannter Hand korrigiert.
Empfohlene Zitierweise
Matt, Franz an Pacelli, Eugenio vom 12. Februar 1924, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 15937, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/15937. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 18.09.2015.