Dokument-Nr. 16303
Zeller OSB, Laurentius an Pius XI.
Trier, 23. November 1926

Heiliger Vater!
Die Abteikirche S. Matthias in Trier ist mit dem heiligen Petrus und seinen Nachfolgern durch so grosse Erinnerungen verbunden, dass Eure Heiligkeit der Bitte, die ich als Abt dieses ehrwürdigen Heiligtums mir in aller Ehrfurcht vorzulegen erlaube, gewiss eine gnädige Aufnahme gewähren.
In der Abteikirche ruhen nämlich die Gebeine des hl. Eucharius, von dem das römische Martyrologium am 9. Dezember sagt, dass der hl. Petrus ihn als ersten Bischof nach Trier gesandt hat. Schon in ältester Zeit ist über seinem Grabe eine Kirche erbaut worden. Nach einer glaubwürdigen Überlieferung hat die hl. Helena die Gebeine des hl. Apostels Matthias nach Trier bringen und in der Euchariuskirche beisetzen lassen. Diese Reliquien waren in Zeiten der Gefahr verborgen und dann vergessen worden, bis sie bei Gelegenheit eines Umbaus der Kirche von Abt Eberhard von Kamberg am 1. September 1127 wieder aufgefunden wurden. Die Diözese Trier, die den hl. Matthias als ihren Patron verehrt, feiert dieses Ereignis alljährlich als Festum duplex majus und kann im nächsten Jahr das 800jährige Jubiläum begehen. Die Wiederauffindung der Gebeine des hl. Apostels war die Veranlassung, dass die umgebaute neue Kirche, obwohl sie dem hl. Eucharius geweiht wurde, im Volksmund doch den Namen Matthiaskirche erhielt. Tausende von Pilgern kommen seitdem alljährlich, um das Apostelgrab zu besuchen.
Ein Nachfolger des hl. Petrus, der selige Papst Eugen III, hat diese Kirche, wie sie heute noch steht, am 13. Januar 1148 feierlich eingeweiht. Die S. Matthiaskirche ist wohl neben dem Münster von Aachen die einzige Kirche Deutschlands, die sich heute rühmen kann, ihre Konsekration von einem Papste erhalten zu haben. Daher hat der unmittelbare Vorgänger Eurer Heiligkeit, Papst Benedikt XV, die Kirche mit Breve vom 20. März zur Basilica minor
180r
erhoben. Eure Heiligkeit selbst haben mit Breve vom 18. April 1922 die alte benediktinerabtei [sic], die am 26. Juli 1802 der Säkularisation zum Opfer gefallen war, wiederhergestellt, so dass wir im heutigen Nachfolger des hl. Petrus in besonderem Sinne den Vater und Protektor unserer Abtei sehen dürfen.
Abt und Konvent von S. Matthias freuen sich, ein so ehrwürdiges Heiligtum durch die Feier des Opus Dei verherrlichen zu dürfen, sie stehen aber auch vor der grossen Aufgabe, die Kirche wieder in den früheren Stand zu setzen, und die alten Klostergebäude, die noch in Privatbesitz sind, wieder zu erwerben. Um die notwendigen Mittel hierfür aufzubringen, haben sie sich entschlossen, zu Gunsten der edlen Stifter, die ihnen durch eine Spende helfen, eine Messstiftung zu machen. Es sollen die Namen de Stifter in ein Album eingetragen und täglich ein hl. Messe am Apostelgrabe für sie gelesen werden, damit ihnen ihre Opfergabe im Leben und nach dem Tode Segen bringe.
Welche Freude wäre es für die Klosterfamilie von S. Matthias, wenn Eure Heiligkeit die grosse Gnade hätten, Ihren Namen als ersten in das Album der Stifter einzutragen! Die Abtei würde durch ein neues Band mit dem Stuhle des hl. Petrus verbunden. Nur in der Hoffnung, dass auch Eure Heiligkeit sich freuen, Ihre väterliche Gesinnung und Ihr Protektorat über den Orden des Patriarchen der Mönche in dieser Form betätigen zu können, lässt uns diese Bitte wagen.
Zum Ausdruck unserer kindlichen Ehrfurcht und Liebe küssen wir im Geiste demütig Ihren Fuß und bitten um den Apostolischen Segen. Mit dem Bekenntnis treuer Egrebenheit [sic] und frohen Gehorsams bin ich,
Heiliger Vater
Ihr geringster Sohn und Diener
Abt Laurentius Zeller O.S.B.
Empfohlene Zitierweise
Zeller OSB, Laurentius an PiusXI. vom 23. November 1926, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 16303, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/16303. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 29.01.2018.