Dokument-Nr. 16485
Schulte, Karl Joseph an Pacelli, Eugenio
Köln, 22. Juni 1925

Euerer Exzellenz
beehre ich mich eine Angelegenheit zu unterbreiten, in der mich der Provinzial-Hausinspektor a. D., Gerhard Schmitz in Düsseldorf, Friedrichstr. 79, um Vermittelung angeht:
Der Sohn des Genannten, Hans Schmitz, stand im ersten Kriegsjahre bei der 7. Komp. des Res. Inf. Regiments 30 und wurde im September 1915 als vermisst gemeldet zu einer Zeit, als sein Regiment am sogenannten Schwarzen Berg (bei Cernay) in Stellung war. Unbestimmte Nachrichten nach jener Zeit ließen bei dem Vater die Vermutung aufkommen, daß sein Sohn nach Beendigung des Krieges in die französische Fremdenlegion nach Algier gekommen sei. Bei den daraufhin angestellten Nachforschungen durch die Deutsche Botschaft in Paris erhielt diese vom Französischen Auswärtigen Amt am 21. November 1922 die Nachricht, daß Hans Schmitz sich bis zum 20. April 1922 tatsächlich beim 4. Regiment der Fremdenlegion befunden habe; an jenem Tage aber sei er geflohen, und seitdem fehle jede Spur von ihm.
Inzwischen aber ist dem P. Wilhelm O. Pr. im Dominikanerkloster zu Düsseldorf von einem in der Fremdenlegion dienenden Deutschen die Nachricht zugegangen, der p. Hans Schmitz sei bei seiner Flucht vom Feinde aufgegriffen, zur französischen Front zurückgeschickt und durch ein Kriegsgericht
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wegen Fluchtversuches und Spionageverdachtes zu 15jähriger Zwangsarbeit nach Cayenne verurteilt worden. Auf ein Gnadengesuch des Vaters wurde durch die Deutsche Botschaft in Paris mitgeteilt, daß nähere Angaben darüber gemacht werden müßten, zu welchem Zeitpunkt und vor welchem Kriegsgericht der Sohn verurteilt worden sei.
Da nun der besorgte Vater diese näheren Angaben nicht machen kann, hat er mich gebeten, durch Vermittelung des Heiligen Stuhles den Versuch zu machen, das Schicksal seines Sohnes aufzuklären und möglicherweise eine Begnadigung bei der französischen Regierung zu erwirken. Ich wäre deshalb Euer Exzellenz von Herzen dankbar, wenn Sie sich des traurigen Falles annehmen und den Heiligen Stuhl dafür interessieren würden.
Inzwischen bin ich in ehrerbietigster Verehrung
Euerer Exzellenz
dankbar ergebenster
C. J. Card. Schulte
Erzbischof von Köln.
Empfohlene Zitierweise
Schulte, Karl Joseph an Pacelli, Eugenio vom 22. Juni 1925, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 16485, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/16485. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 24.06.2016.