Dokument-Nr. 16551
Wedig, Georg an Pacelli, Eugenio
Osterode in Ostpreußen, 15. September 1922

Am 11. und 19. Dezember 1920 übersandte die hiesige Pfarrgemeinde Eurer Exzellenz eine Resolution, die nach Mitteilung der Apostolischen Nuntiatur in München dem Hl. Vater in Rom zugeführt wurde. Damals hatten wir flehentlichst gebeten, unsere Pfarrgemeinde der Jurisdiction des Hochwürdigen Herrn Bischofs vom Ermland zu unterstellen. Heute sind abermals sehr viele Pfarrkinder nicht nur aus dem hiesigen Kirchspiel, sondern aus dem ganzen Dekanat Pomesanien, das, obwohl in Ostpreußen (Deutschland) gelegen, leider noch immer zur Diözese Culm gehört, versammelt, um Euer Exzellenz die nochmalige Bitte gehorsamst zu unterbreiten, bei Seiner Heiligkeit dahin vorstellig zu werden, dass folgende 11 Seelsorgstellen des früheren Abstimmunsgebietes aus Ost- und Westpreußen, nämlich: 1.) Bischofswerder, 2.) Dt. Eylau, 3.) Freystadt, 4.) Garnsee, 5.) Gilgenburg, 6.) Marienfelde, 7.) Mohrungen, 8.) Neidenburg, 9.) Osterode, 10.) Rosenberg, 11.) Thurau sofort dem Bistum Ermland angegliedert werden. Spricht schon die geographische Lage dafür, dass dieses an Ostpreußen angrenzende Gebiet der Ermländer Diözese zugeschlagen werde, zumal sämtliche obengenannten Stellen von ostpreußischen zum Ermland gehörigen Kirchspielen umgeben sind, so machen die überaus schwierigen Verkehrsverhältnisse, wie Paßzwang, Auslandsporto einen ungestörten Verkehr zwischen der Geistlichkeit des Dekanats Pomesanien mit dem Hochwürdigsten Herrn Bischof
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von Culm unmöglich und erschweren in beängstigender Weise die Seelsorge in diesem an und für sich schwer zu pastorierenden Diasporagebiet. Hierzu kommen die politischen Reibereien zwischen den polnischen und preußischen Behörden, die besonders den Geistlichen des Dekanats Pomesanien insofern zum Schaden gereichen, als beispielsweise die Regulierung ihrer staatlichen Bezüge auf Schwierigkeiten stößt, obschon gerade sie in materieller Beziehung einen schweren Kampf zu führen haben, nachdem der größte Teil vom ihnen die früher innegehabten gut-dotierten Pfründen im jetzigen polnischen Teile der Diözese Culm aufgegeben hat, um nicht unter polnischer Fremdherrschaft leiden zu müssen, da für Geistliche deutscher Abstammung im jetzigen Polen leider kein Platz vorhanden zu sein scheint. Auch die der Bischöflichen Behörde in Culm zur Last fallenden Patronatsbeiträge für Bauten und Reparaturen an den Kirchen- und Pfarrgebäuden können oder sollen nicht mehr geleistet werden und früher gewährte Beihilfen, sei es zur Unterhaltung des Religionsunterrichts für die in den evangelischen Schulen untergebrachten katholischen Schulkinder oder zur Abhaltung von Gottesdienst in den Filialkirchen sind, seit der größte Teil der Culmer Diözese an Polen fiel, für uns gekürzt oder ganz ausgefallen. Diese 11 zum Dekanat Pomesanien gehörigen Kirchspiele, zusammen etwa 14.000 Seelen zählend, sind somit in kirchlicher Beziehung verlassen oder wenigstens vernachlässigt und das religiöse Leben dieser Katholiken wird auf das Schwerste gefährdet, wenn nicht der Heilige Stuhl unserer Not sein Ohr leiht.
Daher bitten sämtliche Seelsorger aus dem Dekanate Pomesanien mit ihren Pfarrkindern flehentlichst und dringend, Eure Exzellenz möge mit allem Nachdruck unsere traurigen Verhältnisse dem Heiligen Vater, dem wir in kindlicher Verehrung und Liebe ergeben sind und der ja seinerzeit unser Abstimmungsgebiet durchreiste und einen Einblick in unsere traurige
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Lage genommen hat, schildern und dahin vorstellig werden, daß Seine Heiligkeit unser Dekanat dem Hochwürdigsten Herrn Bischof von Ermland unterstelle. Nachdem der Heilige Vater dem Freistaat Danzig, der ja auch früher zum größten Teil dem Herrn Bischof von Culm unterstand, seine kirchliche Selbstständigkeit gegeben und in allerneuester Zeit auch die westlich vom polnischen Korridor gelegenen bei Deutschland verbliebenen Teile der Culmer Diözese zur Delegatur Tütz geschlagen hat, hoffen und bitten wir, Seine Heiligkeit auch unseren berechtigten Wünschen auf Anschluß an die Diözese Ermland zugänglich zu machen, da nur diese Lösung uns nützlich sein kann.
Mit dem Ausdrucke
vorzüglichster Hochachtung, treuester Ergebenheit und aufrichtigster Dankbarkeit
Zeichnen
Euer Exzellenz
gehorsamste
Georg Wedig, Pfr. Osterode
Maier, Pfarrer Dt. Eylau.
Joa. Falk [curatus] Marienfelde.
Julius Hoppe, parochus, Gilgenburg.
Rohfleisch, Arzt, Osterode, Kirchenvorsteher.
Lesch Kreisausschuß-[ein Wort unlesbar] Osterrode Kirchenvorsteher
Knorr [ein Wort unlesbar] Osterode [vermutlich ein Wort unlesbar] Kirchenvorsteher
Herrmann Kaufmann Osterode Kirchenvorst.
[Ketosterowski], Vikar, Osterode
Empfohlene Zitierweise
Wedig, Georg an Pacelli, Eugenio vom 15. September 1922, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 16551, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/16551. Letzter Zugriff am: 25.04.2024.
Online seit 17.12.2014, letzte Änderung am 12.01.2016.