Dokument-Nr. 16556
Kühl, Albert Theodor
an Pius XI.
Leipferdingen, 14. April 1924
Eure Heiligkeit mögen huldreichst verzeihen, wenn ich es wiederum wage, mich bittend zu nahen in einer Angelegenheit, die für mich zur Lebensfrage geworden ist.
Wie im vorigen Jahre berichtet, war ich vor dreißig Jahren in Rom und hatte das Glück unter Papst Leo XIII. in die katholische Kirche aufgenommen zu werden.
Als Apotheker und vertrauter Freund des General Cassiano Maria Gasser bei den barmherzigen Brüdern auf der Tiberinsel wohnend habe ich jahrelang dem hochgeschätzten Orden Liebesdienste erwiesen, auch in finanzieller Weise unter großen eigenen Entbehrungen mit meinem Vermögen ausgeholfen bis zu einer Summe von 113.000 Lire.
Unter dem seligen General Gasser wurde mir ein Unterpfand eingeräumt und für mich eine Hypothek von 100.000 Lire eingetragen auf das den barmherzigen Brüdern gehörige Sanatorium
4v
in Neptuno, welches in letzten Jahren dann in den
Besitz Ew. Heiligkeit übergegangen ist.Durch Alter und Krankheit unfähig geworden, mir den Lebensunterhalt zu verdienen, bin ich auf die Zinsen dieser Hypothek angewiesen.
Ew. Heiligkeit hatten auch die Güte, mir durch die Secreteria [sic] di Stato di Sua Santita [sic] No 12428, unter dem 11. Gennaio 19221 die Zinsen von zwei Jahren (abzüglich der Unkosten) 6.027,40 Lire zukommen zu lassen. Der größte Teil dieses Geldes, das ich bei einer deutschen Bank anlegte, ist im deutschen Währungszerfall völlig wertlos geworden, sodass ich auf's Neue ganz auf die Zinsen der Hypothek auf Nettuno angewiesen bin.
Eure Heiligkeit mögen darum einem Greis von über 90 Jahren nicht zürnen, wenn er es wagt, um einen weiteren inzwischen fällig gewordenen Jahreszins zu bitten, da dieses Geld zu meinem Lebensunterhalte nötig ist.
Meine Hoffnung ganz auf
Ew. Heiligkeit
wohlbekannte Güte setzend verharrt
5r
in tiefster EhrfurchtEw. Heiligkeit treugehorsamster
Albert Theodor Kühl
1↑"Secreteria ...
Gennaio 1922" hds. von unbekannter Hand, vermutlich vom Empfänger, in blauer Farbe
unterstrichen und am rechten Seitenrand angestrichen.