Dokument-Nr. 18264
Tennhardt, Max an Pius XI.
Dresden, 16. Juli 1926

Heiliger Vater!
In der Zeit schwerster Not, wo sich Kummer und Sorge ganz besonders in unserem lieben Bistum Meissen bemerkbar machen, und wir uns in der armen Diözese schon vor Wiedererrichtung des Bistums Meissen nur durchkämpfen mussten, erlaubt sich hiermit Ew. Heiligkeit ergebenster Sohn, mit einer, das ganze Bistum Meissen betreffenden Bitte heranzutreten.
Ew. Heiligkeit dürften die Sorgen, die wir hier haben, durch unseren hochwürdigsten Bischof, Herrn Dr. Christian Schreiber, Bischof in Meissen, bekannt sein. Unsere Diözese Sachsen hatte ja schon früher unter den hier bestehenden Landesgesetzen so ausserordentlich zu leiden, sodass niemals an eine Errichtung einer Schwesterniederlassung oder dergleichen zu denken war.
Seit Wiedererrichtung unseres Bistums Meissen sind zwar einige kleine Niederlassungen entstanden, doch fehlt uns gerade in den [sic] früheren Sitz
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der Bischöfe, nämlich in der Stadt Meissen selbst, jede kleine Anstalt. Es liegt uns allen, die wir echt katholisch denken und wirken daran, gerade in der Stadt Meissen, wo vor mehreren Jahrhunderten unser Heiliger St. Benno so segensreich gewirkt hat, etwas zu schaffen.
Es ist uns nun eine Gelegenheit geboten, ein schlossähnlich gebautes Anwesen mit Kapelle, zu erwerben, doch fehlen uns im Bistum Meissen die Mittel um dieses Grundstück, welches für eine Klosterniederlassung wie geschaffen ist, zu erwerben.
Unsere Bemühungen, hierfür Gelder aufzubringen auch nur leihweise, sind bisher gescheitert, weshalb sich Ew. Heiligkeit ganz untertänigster Sohn und Diener es wagt, an Ew. Heiligkeit mit der herzlichen Bitte heranzutreten, uns in unserer Finanz- besonders aber auch in unserer Seelennot zu helfen. Der Erwerb des Grundstückes, welches für ein Kloster vorzüglich eingerichtete Gebäude hat, dürfte als ein ausserordentlicher Fortschritt für unsere heilige Sache im Bistum Meissen gehalten werden. Unser hochwürdigster Bischof, Herr Dr. Christian Schreiber, mit welchem ich schon einigemale über diese Angelegenheit gesprochen habe, muss wegen der Finanzsorgen leider blutenden Herzens davon absehen, obwohl hier gerade eine und zwar die erste Anstalt in unserer alten Bischofsstadt Meissen in Frage kommt.
Ich möchte noch bemerken, dass in der Bi-
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schofsstadt Meissen 3 Schwestern amtieren, die infolge der grossen Not nur 2 Zimmer zusammen bewohnen können.
Um dieses Grundstück, wozu viel Land gehört, erwerben zu können, ist für das bischöfliche Ordinariat bzw. für das Bistum Meissen ein Betrag von Reichsmark 150.000,- erforderlich.
Ew. Heiligkeit ganz untertänigste Söhne im Bistum Meissen sind sich bewusst, dass auch Ew. Heiligkeit mit nicht geringen Sorgen zu kämpfen haben. Trotzdem aber wagen wir es an Ew. Heiligkeit heranzutreten mit der Bitte, uns im Bistum Meissen nach der Wiedererrichtung auch zum weiteren Blühen und Gedeihen zu verhelfen. Wenn wir nun vorgenannten Betrag auch nicht voll schenkungsweise erhalten können, so würde uns schon sehr geholfen sein, wenn Ew. Heiligkeit uns einen Teil schenkungsweise überlassen und einen Teil gegen Verzinsung leihen würden.
Im festen Vertrauen auf unseren allmächtigen Gott, sowie auf die Hilfe Ew. Heiligkeit, habe ich als Konvertit es übernommen, mich im Auftrage mehrerer treuen Katholiken an Ew. Heiligkeit zu wenden.
Mit kindlicher Zuversicht und im festen Vertrauen auf die immerwährende Liebe unseres Herrn und Heilands Jesu Christi richte ich hiermit an Ew. Heiligkeit die herzliche Bitte, den Kindern in der Sächsischen Diaspora zu helfen.
In einem Gebetbuch für Konvertiten steht ge-
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schrieben: "Bittet nicht mit Leichtigkeit sondern bittet um grosse Gaben, wenn der Heiland für dich bittet, so wird dein Gebet sicher erhört."
Da ich nun die heilige Kommunion öfters empfange, habe ich grosses Vertrauen und hoffe auf Erfüllung obiger Bitte.
Eine freundliche, wohlwollende Antwort bitte ich an mich, evtl. Zahlung aber an unseren hochwürdigsten Bischof, Herrn Dr. Christian Schreiber, Bischof von Meissen, zu richten.
Mit dem Ausdruck tiefster Ehrfurcht und Ergebenheit Ew. Heiligkeit ergebenster Sohn und treuer Diener
Max Tennhardt
Empfohlene Zitierweise
Tennhardt, Max an PiusXI. vom 16. Juli 1926, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 18264, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/18264. Letzter Zugriff am: 20.04.2024.
Online seit 29.01.2018, letzte Änderung am 23.02.2017.