Dokument-Nr. 18483
[Unbekannt], in: Leipziger Volkszeitung
, vor dem 22. Mai 1925
Die Leipziger Volkszeitung schreibt:
Wie die "Vossische Zeitung" wissen wil1, soll sich der sozialdemokratische Parteivorstand bereits im Prinzip für eine republikanische Sammelkandidatur für den zweiten Wahlgang entsch1ossen haben. Gegen Verhandlungen zur Erreichung einer republikanischen Sammelkandidatur ist natürlich an sich nichts einzuwenden. Entscheidend ist, auf welcher Grund1age die Verhandlungen geführt werden und welche Partei den gemeinsamen Kandidaten stellen soll. Leider ist kaum daran zu zweifeln, dass die Informationen der TU, wonach die Kandidatur Marx im Vordergrund steht, den Tatsachen entspricht. Wir haben bereits wiederholt zum Ausdruck gebracht, dass wir eine Sammelkandidatur unter der Führung eines bürgerlichen Republikaners als für die Sozialdemokratie untragbar betrachten und die Unterstützung einer solchen Kandidatur durch die Partei als einen schweren taktischen Fehler bezeichnen mussten.
Durch die neuesten Vorgänge, die sich jetzt in Preussen abgespielt haben sind wir in dieser Auffassung noch bestärkt worden.
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Die gestern von uns wiedergegebenen
Ausserungen [sic] von Parteiblättern aus allen Teilen des Reiches beweisen, dass unsere
Auffassung und unsere schweren Bedenken gegen die von der Parteizentrale verfolgten
Bestrebungen von weiten Kreisen der Parteigenossen und der sozialdemokratischen Wähler
geteilt wird. Von Tag zu Tag mehren sich die Stimmen, die ein unbedingtes Festhalten an der
nach dem 7. Dezember von der Partei eingeschlagenen Politik im Interesse der
Arbeiterklasse und der Republik als unbedingt notwendig bezeichnen. Wir erwarten von den
Instanzen, die heute in Berlin die endgültige Entscheidung zu fällen haben, dass sie diesen
warnenden Stimmen aus dem Lande Rechnung tragen.