Dokument-Nr. 18660

Letzte Nachrichten
Die Schwarze Fahne und der "Bischof Kowalski"
(Drahtbericht unseres Berliner Vertreters), in: Kölnische Volkszeitung, Nr. 804, 30. Oktober 1927
Berlin, 29. Okt. 1927. Die von Otto Stöber herausgegebene Schwarze Fahne (kommunistisch) Berlin O 17, Koppenstraße 12, hat in ihrer Nr.  29 des laufenden 3. Jahrgangs unter dem Titel Wieder ein Schweinepriester vor Gericht schwer belastende Dinge über einen angeblichen Bischof Kowalski von Warschau gebracht. Dabei mußte jeder Leser aus dem Artikel den Eindruck gewinnen, als handele es sich um einen römisch-katholischen Bischof. In Wirklichkeit weiß jedermann in Polen und polnischen Kreisen, was freilich anderwärts nicht so bekannt zu sein scheint, daß Kowalski zwar ab und zu als Bischof von Warschau bezeichnet wird, daß er aber kein katholischer Bischof ist, sondern der vom Heiligen Stuhl schon wieder holt [sic] verurteilten Sekte der Mariawiten zugehört.
Von durchaus zuverlässiger Seite erfahren wir zu der Sache: Der Artikel Wieder ein Schweinepriester vor Gericht befaßt sich mit dem Sektierer Kowalski aus Pock [sic]. Kowalski steht an der Spitze der sogenannten Mariawiten-Sekte, deren Anhängerzahl in Polen immer mehr zurückgeht. Kowalski ist nicht Bischof von Warschau, wie es die Schwarze Fahne irrtümlich, absichtlich oder unabsichtlich, angibt. Die moralischen Ausschreitungen Kowalskis scheinen auf Wahrheit zu beruhen, obwohl uns die Darstellung der Schwarzen Fahne, als "tanzten während der Mess [sic] Kowalskis nackte Mädchen um den Altar", unwahrscheinlich vorkommt. Die katholische und nationale Presse Polens hat die Verderbtheit Kowalskis und der Mariawiten-Sektierer stets gebrandmarkt, weshalb Kowalski an die 30 Beleidigungsklagen anstrengte, die er jedoch zurückzog, als es zu Verhandlungen kommen sollte. Die Schwarze Fahne will bei ihren Verhältnissen unkundigen Lesern offenbar den Eindruck erwecken, - vor allem durch die Ausdrücke "Marienkult", "Messe", und durch die beigefügte obszöne Illustration mit schwarzer Priesterkleidung und römischem Hut, während die Mariawiten doch aschgraue Kleidung trage -, als handele es sich um einen katholischen Priester.
Empfohlene Zitierweise
Anlage vom 30. Oktober 1927, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 18660, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/18660. Letzter Zugriff am: 18.04.2024.
Online seit 25.02.2019.