Dokument-Nr. 18761
Poggenburg, Johannes an Pacelli, Eugenio
Münster, 28. Juli 1927

Abschrift!
Euerer Exzellenz geschätztes Schreiben vom 16.d.M. Nr. 37803 betreffend die Zulassung des Professors Steffes ist nach Rückkehr von der Firmungsreise am 25.d.M. in meine Hände gelangt.
Zur Klärung der Sache darf ich vielleicht auf folgendes hinweisen: Als im Jahre 1920 der Priester der Diözese Trier Dr.theol. et phil. Johannes Steffes sich an der hiesigen Universität als Privatdozent für die Fächer der Apologetik, Religionspsychologie, Religionsphilosophie und deren Geschichte zu habilitieren beabsichtigte, hat auf meine Anfrage das Bischöfliche Ordinariat in Trier mir mitgeteilt, daß gegen die Habilitation des Dr. Steffes an der hiesigen theologischen Fakultät keine Bedenken mit Rücksicht auf die Lehre und den Wandel des Kandidaten bestehen. Ich habe darauf dem Kurator der Universität auf seine Anfrage am 20. Januar 1921 in der üblichen Form erwidert, daß ich gegen die Habilitation des Dr. Steffes mit Rücksicht auf die Lehre und den Wandel desselben Einwendungen nicht zu erheben habe. Die Lehrtätigkeit des Privatdozenten Dr. Steffes hierselbst hat zu Beanstandung und Tadel keinen Anlaß gegeben.
Im Jahre 1923 übernahm Steffes eine Professur an der neu gegründeten katholischen Universität in Nymwegen (Holland). Ostern 1927 ist durch den Fortgang von Professor Dr. Dölger die Professur für vergleichende Religionswissenschaft an der hiesigen Universität freigeworden. Die theologische Fakultät hat hierfür neben anderen Gelehrten den Professor Steffes in Nymwegen vorgeschlagen. Der Preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung hat am 20. Juni d.J. mir mitgeteilt, daß er die Absicht habe, diese Professur dem Professor Steffes zu übertragen. Der Minister hat mich zugleich um Mitteilung gebeten, ob in Bezug auf Lehre und Wandel Bedenken gegen die Berufung bestehen. In Anbetracht der obener-
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wähnten Auskunft des Bischöflichen Ordinariats in Trier und seiner früheren Lehrtätigkeit hierselbst habe ich am 1. Juli d.J. dem Minister erwidert, daß ich gegen den Professor Dr. Steffes mit Rücksicht auf Lehre und Wandel Bedenken nicht geltend zu machen habe. Der Minister hat darauf die vorgenannte Professur an der hiesigen Universität dem Professor Dr. Steffes übertragen.
Bei Lage der Sache dürfte die Erteilung der missio canonica kaum zu umgehen sein. Die Ablehnung würde jedenfalls zu Beunruhigung in weiten Kreisen und zu unliebsamen Verwicklungen Anlaß geben.
Euere Exzellenz gestatte ich mir ergebenst zu bitten, der Hl. Kongregation für die Seminarien und Universitäten von dem Sachverhalt hochgeneigtest Kenntnis geben zu wollen.
Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochschätzung und Verehrung
Eurer Exzellenz
sehr ergebener
Bischof von Münster
(gz.) +Johannes.
Empfohlene Zitierweise
Poggenburg, Johannes an Pacelli, Eugenio vom 28. Juli 1927, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 18761, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/18761. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 25.02.2019.