Dokument-Nr. 19487
Schynse, Katharina
an Pacelli, Eugenio
Pfaffendorf, 28. Januar 1929
Ew. Excellenz!
Ew. Excellenz gnädiges Wohlwollen für unsere Vereinigung ermutigt mich, Hochdenselben eine grosse Sorge ehrfurchstvollst zu unterbreiten.
Der hochselige Herr Erzbischof Nörber von Freiburg, welchen ich im Jahre 1902 bei Gelegenheit der Fuldaer Bischofskonferenz in Gegenwart des hochseligen Herrn Bischofs Endert von Fulda mündlich gebeten hatte, die Organisation unserer Frauen-Missions-Vereinigung in der Erzdiözese Freiburg zu gestatten, lehnte mir diese Bitte ab, gab mir aber zu verstehen, dass er deren Arbeiten innerhalb der Erzdiözese stillschweigend tolerieren wolle.
Auf ein späteres an Se. Excellenz diesbezüglich gerichtetes offizielles Bittgesuch erfolgte wiederum ein ablehnender Bescheid.
Nachdem das erzbischöfliche Ordinariat Freiburg sich während des Krieges wiederholt wegen Beschaffung von Tragaltären für Feldgeistliche an unsere Zentrale hier gewandt hatte, glaubte ich, einen 3. Versuch wagen und um die Erlaubnis bitten zu dürfen, unsern Verein statutengemäss in der Erzdiözese zu organisieren. Leider erfolgte wiederum derselbe ablehnende Bescheid. Unterdessen suchten wir im Stillen, unser Werk dort auszubreiten.
199v
Nach dem Tode des hochwürdigsten Herrn Erzbischofs Nörber
richtete ich dasselbe Bittgesuch an Hochdessen Nachfolger, Se. Excellenz
Msgr. Fritz. Aber auch hier wiederum den gleichen Bescheid [sic].Und jetzt erhalte ich die Mitteilung von unserer Förderin aus Mudau (Baden), ihr Pfarrer habe sie benachrichtigt, dass nach der Bestimmung des Ordinariates Privat-Sammlerinnen nicht mehr arbeiten sollen, alle Missionsgelder durch die H. H. Pfarrer nach Freiburg zu richten seien, wo eigens ein Priester bestellt sei, der die ganze Missionssache des Bistums direkt nach Rom leite.
So ist die Existenz unserer Vereinigung in der Erzdiözese Freiburg, in welcher wir nahezu 3.000 Mitglieder haben, sehr bedroht. - So manche der Mitglieder boten einen ansehnlichen Jahresbeitrag. Wenn solche auch jetzt für den Franziskus-Xaverius-Missionsverein 2,50 RM jährlich abgeben, so werden viele doch noch bereit sein, auch unseren jährlichen Mitgliederbeitrag nebenbei zu leisten. Jene aber, denen jährlich 2,50 RM zu viel ist, werden unserer Vereinigung noch gern jährlich 50 Pfg. zuwenden!
In der Erzdiözese Freiburg scheint man trotz allem daran festzuhalten, unsere Vereinigung sei ein Privatverein, in dem die Frauen nach Gutdünken schalten und walten; man scheint uns dort auch nicht zu glauben, dass die Vereinigung dem Episkopat untersteht und dem Hl. Stuhle angegliedert ist, dass der Hl. Vater sich für deren Arbeiten und Fortschritt interessiert, wie aus den beiden Schreiben, die ich mir beizulegen gestatte, ersichtlich, dass Se. Heiligkeit den sämtlichen Landesvereinen in Rom ein Zentralkomitee bestellt hat, an dessen Spitze der Cardinal Protector als Stellvertreter des Hl. Vaters mit Jurisdictionsgewalt steht, und welchem der jährliche Verteilungsplan, die
200r
die Aufstellung aller Einnahmen und
Ausgaben jährlich zur Genehmigung zu unterbreiten ist.Damit der Vereinigung in der Erzdiözese Freiburg nicht der Todesstoss gegeben werde, wage ich in meiner Sorge, mich an das Wohlwollen Ew. Excellenz pietätvoll zu wenden mit der demütigen Bitte, unserer Angelegenheit in Freiburg ein gnädiger Vermittler sein zu wollen, wenn Ew. Excellenz hierzu eine Möglichkeit sehen.
Ich berge meine Sorge in das göttliche Herz Jesu. Es hat uns bisher in allem Ringen und Kämpfen stets treu helfend zur Seite gestanden. Es wird uns auch diesesmal nicht verlassen.
In tiefer Ehrfurcht zu Füssen Ew. Exzellenz empfehle ich demütig mein Anliegen und bitte um den Bischöflichen Segen für unsere Vereinigung und
Ew. Excellenz
demütige Dienerin
Catharina Schynse