Dokument-Nr. 2402

Visarius, Theodor: Seelsorge der katholischen Gefangenen im Lager Zerbst .. Zerbst, 26. Dezember 1917

Die Kommandantur des hiesigen Mannschaftsgefangenenlagers hat eine geräumige Baracke, die als Kapelle eingerichtet ist, für den Gottesdienst zur Verfügung gestellt, ebenso hat sie stets für die zum Gottesdienst notwendigen Kultusgegenstände gesorgt.
An Sonn- und Feiertagen hält der französische Geistliche P. Dubaut im Lager Hochamt mit Predigt. Keinem Gefangenen wird die Teilnahme an diesem Gottesdienste verweigert, wenn sie nicht mit irgend einer höheren Anordnung im Widerspruch steht und sich in die Allgemeine Ordnung des Lagers einfügt.
Wenigstens 2 mal im Monat ist für sämtliche Gefangene Gelegenheit, bei dem Herrn Pfr. Malecki, welcher französisch, polnisch und italienisch spricht, zu beichten. Unwahr ist, dass der Besuch desselben von der Kommandantur nicht angesagt wird. Vielmehr wird nach Aussage des Herrn Pfr. Malecki di Gelegenheit zu beichten stets von den Gefangenen eifrig benutzt.
Die Seelsorge der Gefangenen in den Lazaretten, Kaserne und Kreiskrankenhaus ist stets von dem Pfr. in Zerbst ausgeübt. Wenn ein Gefangener den Besuch des französischen Geistlichen wünscht, wird derselbe benachrichtigt.
Die Beerdigungen der verstorbenen Gefangenen nimmt der französische Geistliche vor. Wenn Soldaten den vorüberziehenden Leichenzug nicht gegrüßt haben, so liegt das daran, dass hier (allgemein) diese Sitte unbekannt ist. Die Kommandantur hat aber die Soldaten anweisen lassen, beim Vorüberziehendes Leichenzuges militärisch zu grüßen.
Visarius Pfr.
Empfohlene Zitierweise
Visarius, Theodor, Seelsorge der katholischen Gefangenen im Lager Zerbst ., Zerbst vom 26. Dezember 1917, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 2402, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/2402. Letzter Zugriff am: 18.04.2024.
Online seit 20.12.2011.