Dokument-Nr. 2792

Mayer-Koy, Josef: Bayern!. München, Oktober 1919

B.K.P.
Der Gründer der Partei
Bayern!
Die unsagbare Misswirtschaft, die seit einem Jahr auf unserem ganzen öffentlichen Leben lastet, hat in hunderttausend Bayernherzen die Sehnsucht nach den besseren Zuständen der Vergangenheit geweckt und zahlreiche Männer und Frauen zusammengeführt zur Gründung der
Bayerischen Königs-Partei.
Selbst die ehrlichen Führer der Sozialdemokratie geben es heute offen zu, dass ohne Gesinnungswechsel, ohne Rückkehr zur Autorität und Gewissenhaftigkeit keine Rettung möglich ist. Wer aber selbst die Treue gebrochen und die Autorität zerstört hat, kann sie nicht für sich in Anspruch nehmen und findet sie auch nicht.
Darum wollen wir unserm Volk wiederum im Königtum eine feste Grundlage schaffen, durch die allein der Wiederaufbau unseres engeren Vaterlandes, ebenso der Aufstieg Deutschlands zur früheren Größe möglich ist. Die Millionen unserer Helden sollen ihr Blut nicht umsonst vergossen haben.
Die B.K.P. will aber dem Volk eine neue Regierungsform nicht aufnötigen, sie verabscheut vielmehr jede Gewaltherrschaft, jeden Putsch einer Minderheit von rechts wie von links. Was sie will, ist nichts anderes als Freiheit für unser Volk, Beachtung des wahren Volkswillens, der nicht länger mehr verfälscht werden darf durch die verkappte Alleinherrschaft einer Klasse, einiger Parlamentarier und einiger ausländischen Juden. In unerhörter Frechheit suchen diese Sippen und ihre Presse alle Bestrebungen als Reaktion zu brandmarken, die für das Volk die Selbstentscheidung zurückverlangen, um die es betrogen worden ist. Wir werden alle diese „Volksbeglücker" und „Freiheitshelden" zwingen offen Farbe zu bekennen, ob sie in Wahrheit für die Volksfreiheit sind d. h. ob sie den Willen der Volksmehrheit als entscheidend in der staatlichen Politik anerkennen oder ob sie elende Heuchler sind, die die Freiheit nur im Munde führen, in Wahrheit aber die Gewaltherrschaft einer Minderheit aufrecht erhalten wollen. Das Fischen im Drüben muss endlich einmal aufhören!
Also: nur durch freie Volksabstimmung, nur durch die Entscheidung der Volksmehrheit will die B.K.P. Bayern wieder zur Monarchie zurückführen, selbstverständlich unter Ausscheidung alles dessen, was sich als ungesund, unfreiheitlich und verbesserungsbedürftig an den früheren Zuständen erwiesen hat.
Im Einzelnen kämpfen wir für die Durchführung folgender Punkte:
1. Bayern darf nicht zur Bedeutung einer preußischen Provinz herabgedrückt werden in dummer Missachtung seiner Geschichte und kulturellen Eigenart. Für andere Völker verlangt man freie Selbstbestimmung, aber das bayerische Volk hat man um seine Selbständigkeit betrogen ohne es um seine Zustimmung zu fragen. Nie und nimmer geben wir dazu unser Einverständnis. Bayern muss unter dem angestammten Haus der volksfreundlichen Wittelsbacher wieder ein freies Königreich werden, soweit es nur immer möglich ist innerhalb unseres großen deutschen Vaterlandes. Das Verhältnis des neuen bayerischen Königtums zum neuen deutschen Kaisertum darf keinesfalls ohne die Zustimmung der Mehrheit des bayerischen Volkes geregelt werden.
Ein freies Bayern im freien Deutschland!
2. Die königliche Gewalt soll keine Scheingewalt sein, sie wird aber ihre Schranken haben im Volkswillen. Die Minister, die der König ernennt, müssen zurücktreten, sobald sie das Vertrauen des Volkes nicht mehr besitzen.
Die Wahlen zur Volkskammer erfolgen auf Grund des allgemeinen, für Männer und Frauen gleichen Stimmrechts (Verhältniswahl). Vom 40. Lebensjahr an soll jeder eine zweite Stimme erhalten. Die Aufstellung der Kandidaten soll mehr als bisher im engsten Einvernehmen mit den Bezirks-Obleuten erfolgen.
Der Volkskammer tritt eine Ständekammer zur Seite, in der sich der Rätegedanke in fruchtbarer Weise auswirken soll.
Um den wahren Volkswillen gegenüber einer Willkürherrschaft des Parlaments zur Geltung zu bringen, wird der König gegebenenfalls eine leicht durchführbare Volksabstimmung (Referendum) anordnen; ebenso soll das Volk das Recht haben, selber diese Abstimmung zu verlangen.
Die bayerische Wehrmacht hat sich von jeder Politik fernzuhalten und lediglich der von der Volksmehrheit anerkannten Staatsgewalt zu dienen.
Freies Volk unter freiem König!
3. Die neue Monarchie soll eine christliche Monarchie sein, d. h. ein Staatswesen, in dem nicht, wie in der Gegenwart, ein materialistischer, mammonistischer, zuchtloser Geist den Ton angibt, sondern der christliche Geist, d. i. der Geist wahrer Freiheit und Duldung gegenüber Andersdenkenden, der Geist gewissenhafter Pflichterfüllung, der Geist der Autorität und Ordnung, der Geist der Hochschätzung der geistigen und ewigen Interessen des Menschen, der Geist der die Religion im Volk nicht hemmt sondern fördert, kurz, der Geist der zehn Gebote Gottes, der den Tanz ums goldene Kalb verabscheut.
Wir wollen wahrlich keine Judenverfolgungen heraufbeschwören, aber wir wollen die jüdische Vorherrschaft brechen, wie sie sich seit Jahren geltend macht in der Presse, im Theater und Kino, im Aerztewesen, in der Volkswirtschaft, in der Politik, ganz besonders aber in den sozialistischen Parteien. Durch sie ist unserem ehrlichen deutschen Volk ein ganz wesensfremder Geist eingeimpft worden, der Geist der Autoritätslosigkeit, der Sittenverderbnis und der asiatischen Brutalität in Missachtung der Freiheit und Rechte Andersgesinnter. Unleugbar ist der Anteil der Ostjuden an der Beseitigung des christlichen Königtums und an den brudermordenden Bürgerkriegen, ganz zu schweigen von
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den Kriegsgesellschaften und dem Wuchertum. Wir wissen, dass es auch anständige Juden unter uns gibt, die unsere Achtung verdienen. Aber in seiner übergroßen Mehrheit missbraucht dies Fremdvolk freventlich die arglos gebotene deutsche Gastfreundschaft und vergilt sie schmählich damit, unsere heilige deutsche Not ins ungemessene zu vermehren. Wir wollen und werden die jüdische Zwingherrschaft brechen aus uns selbst heraus, ohne Anwendung undeutscher Ausnahmegesetze, dadurch, dass wir zu unseren altehrwürdigen christlichen und deutsch-völkischen Idealen zurück kehren und verbrennen, was wir bis heute angebetet haben und verehren, was wir vielleicht noch nicht verbrannt, aber in unseliger Verblendung sicherlich vernachlässigt und vergessen hatten. Wer wagt es, uns deshalb eines wüsten Antisemitismus zu beschuldigen?
4. Die B.K.P. dient keiner bestimmten Konfession. Sie lässt den Parteimitgliedern wie jedem Staatsbürger vollste Gewissensfreiheit. Daher verlangt sie ein völliges Aufgeben des alten Staatskirchentums, Gewährung vollster Freiheit an die Religionsgesellschaften zur selbständigen Ordnung ihrer konfessionellen Angelegenheiten.
Der Staat soll lediglich eine wohlwollende Haltung gegenüber der Religion einnehmen. Seinen rechtlichen Verpflichtungen gegenüber den Kirchengesellschaften soll er baldmöglichst durch eine billige Ablösung nachkommen und ihnen ihre Lebensfähigkeit durch Erhebung von Kirchensteuern sichern. Dann ist zu hoffen, dass die bisherigen hässlichen religiös-politischen Kämpfe künftig ganz aus dem öffentlichen Parteileben verschwinden.
Freie Kirche im freien Staat!
5. Die Volksschule soll wieder mehr Erziehungsschule als Lernschule werden. In welchem Geiste aber die Kinder aber erzogen werden sollen, darüber hat nicht der Staat zu entscheiden, sondern ganz allein die Eltern oder die Erziehungsberechtigten. Es ist ein unerhörter Gewissenszwang, wenn man unter dem Schlagwort „Einheitsschule" den Kindern eine Erziehung aufnötigen will, die von den Eltern nicht gebilligt wird.
Wer eine religionslose oder Simultanschule haben will, dem soll sie nicht verweigert werden. Wer aber eine Erziehung seiner Kinder im Geiste seiner Konfession verlangt, nicht bloß die Erteilung einiger Religionsstunden, dem muss sie der Staat ebenso ermöglichen durch Einrichtung von Konfessionsschulen. An diesen dürfen nur Persönlichkeiten wirken, denen die Eltern ihr Heiligstes vertrauensvoll überlassen können. Allerhöchste Achtung und heißer Dank gebührt den zahlreichen Lehrern und Lehrerinnen die auch während der letzten schweren Zeiten ihrem idealen Wirken in der Schule treu geblieben sind. Jenen Lehrer-Radikalismus aber, der von den ersten Tagen der Revolution an die schmachvollste Gesinnungslosigkeit bekundet hat und der jetzt seinen anti-religiösen Instinkten in der Schule selbst gegen den Willen der Eltern frönen möchte, kündigen wir den Kampf an bis aufs Messer. Die Eltern, die solche Lehrer für ihre Kinder wünschen, die sollen sie haben! Die übrigen Eltern aber werden diesen Jugendbildnern den Einfluss auf ihre Kinder zu wehren wissen. Hier gibt es keine Kompromisse, sondern nur vollste Freiheit für die religiös-gesinnten Eltern wie für die Andersdenkenden.
Die gleiche Freiheit ist den Eltern zuzubilligen, wenn sie es vorziehen, ihre Kinder in Privatschulen unterrichten zu lassen. Der Staat soll diesen gegenüber ein Aufsichtsrecht ausüben, im Uebrigen aber ihr Gedeihen mehr fördern als hemmen. Eine gesunde Konkurrenz ist auch auf dem Gebiete des Erziehungswesens nur zu begrüßen.
Freie Schule für freie Eltern!
6. In wirtschaftlicher Beziehung müssen wir es uns versagen, irgendwelche Versprechungen zu machen. Wir sind ein bettelarmes Volk geworden, unsere wirtschaftliche Lage ist so traurig wie nur möglich. Es bedarf größter Sparsamkeit und unverdrossener Arbeit, um wieder emporzukommen. Soll aber dieses Emporsteigen nicht zum Kampf aller gegen alle ausarten, dann müssen im wirtschaftlichen Leben wieder mehr ideale Gesichtspunkte maßgebend werden, d. h. ein wahrhaft christlicher Geist, der es ernst nimmt mit dem Gebot der christlichen Nächstenliebe. Wo dieses außeracht bleibt, kann der unbedingt nötige Ausgleich zwischen den Interessen der verschiedenen Stände niemals in befriedigender Weise herbeigeführt werden. Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Bauern und Handwerker, Beamte und Angestellte, alle müssen sich bewusst bleiben, dass wir Brüder des nämlichen Volkes sind, Bestandteile des gleichen Organismus, der notwendig zugrunde gehen muss, wenn die einzelnen Glieder das Wohl des Ganzen außer Acht lassen und nur einseitig die eigenen Interessen vertreten. Wo sind die Führer der einzelnen Stände, die so viel Gewissen und Mut besitzen, diese einfachste Wahrheit ihren Leuten klar zu machen?
Arbeiter! Wir wissen, dass, wie in allen Bevölkerungskreisen, so auch unter Euch viele im Herzen den König zurückwünschen-; wir wissen auch, dass Ihr ihn nicht vertrieben hättet, wenn nicht treulose undeutsche Verräter Euch betrogen hätten. Macht Euch los von allen fremdstämmigen und verbrecherischen Elementen, die keine Arbeiter sind, die aber ein Interesse daran haben, die Arbeiter zu verhetzen, um auf ihren Schultern emporzusteigen. Wählt aus Eurer Mitte aufrechte deutsche Männer zu Euren Führern, die anerkennen, dass die übrigen Stände des Volkes die gleiche Lebensberechtigung besitzen wie die Fabrikarbeiter, dann können und werden wir uns mit Euch verständigen!
Bayern! Mitbürger! Wir wissen jetzt alle, dass wir nie einen so schmachvollen Frieden bekommen hätten, wenn König und Kaiser nicht von uns getrennt worden wären. Wahrhaftig, der Treubruch hat sich fürchterlich an uns gerächt.
Deutsche Männer, deutsche Frauen! Helft, dass diese Schuld und Schande wieder von unserem Volk genommen werde. Kommt zu uns! Wer es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann, sich einfach nur „auf den Boden der gegebenen Tatsachen" zu stellen, sondern wer noch Ideale hochhält, die Ideale deutscher Treue und Bayerntreue, deutscher Freiheit, deutscher Ehrfurcht vor dem Heiligen, und wer den Mut besitzt, für diese Ideale einzustehen, der ist uns willkommen. Feiglinge und C harakterlose können wir nicht brauchen. Offen und ungescheut bekennen wir vor aller Welt, was wir sind und was wir wollen. Wir haben nichts zu verbergen, nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen für unser armes betrogenes Volk. Gott helfe uns, es aus dem Elend und aus der Schmach herauszuführen!
Mit Gott für König und Vaterland!
F. Mayer-Kay
Herausgeber der Monatschrift „Die Drehlade".
Leutnant d. R. vorm. kgl. bayr. 7. Inf.-Rgts.
Empfohlene Zitierweise
Mayer-Koy, Josef, Bayern!, München vom Oktober 1919, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 2792, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/2792. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 04.06.2012.