Dokument-Nr. 2857
Friedrich August III. von Sachsen an Pacelli, Eugenio
Sibyllenort, 19. Juni 1919

Euer Exzellenz!
Leider bin ich nicht in der Lage einen französischen Brief nach allen Regeln der Kunst zu schreiben und wende mich daher an Euer Exzellenz in 2 Angelegenheiten in deutscher Sprache mit der Bitte sie Seiner Heiligkeit dem Papste warm befürwortend vorzutragen.
1. Der bisherige Hofprediger Infalt in Dresden, der bis zur Revolution eine Anzahl
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Vertrauensstellungen meiner Familie gegenüber bekleidete. Er war vor allem Religionslehrer meiner 6 Kinder, die alle ausgezeichnete Christen geworden sind. Auch sonst hat er viel Gutes gestiftet, unter anderem war er der letzte Beichtvater meines seligen Vaters. Ich wäre dem hl. Vater sehr dankbar, wenn er die Gnade hätte ihm irgend einen Monsignoretitel zu verleihen. Der Hofkaplan meines Bruders, des Prinzen Johann Georg, hat nicht 10%
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der Verdienste wie Infalt und ist Monsignore geworden.
2. Der Hofprediger Müller. Derselbe ist mein Beichtvater und verdient mein vollstes Vertrauen. Er ist in den jetzigen trostlosen Verhältnisse derjenige gewesen der mir wunderbar geholfen hat. Daß ich nach den schweren Tagen im November so bald wieder Seelenruhe bekam, ist seiner Tätigkeit zu danken. Ich würde Seiner Heiligkeit sehr dankbar sein, wenn
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er vielleicht zu Weihnachten Hausprälat werden könnte. Wenn der hl. Vater diese 2 Wünsche von mir erfüllen könnte, wäre ich ihm sehr dankbar.
Im voraus für Ihre Bemühungen dankend verbleibe ich stets
Euer Exzellenz
sehr ergebener
Friedrich August
König von Sachsen
Empfohlene Zitierweise
Friedrich AugustIII. von Sachsen an Pacelli, Eugenio vom 19. Juni 1919, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 2857, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/2857. Letzter Zugriff am: 24.04.2024.
Online seit 04.06.2012, letzte Änderung am 10.04.2014.