Dokument-Nr. 5325
Salm-Reifferscheidt-Dyck, Alfred zu an Gasparri, Pietro
Oberstdorf, 02. November 1920

Eminenz!
In der Erinnerung an die unvergesslichen Tage, welche ich im Mai 1914 an der Seite des verstorbenen Kardinals von Hartmann in Rom zubringen durfte, da ich die Ehre hatte von Sr. Heiligkeit dem Papste Pius X. empfangen zu werden und der Kardinals-Creirung des jetzt regierenden Papstes Benedict des XV. beizuwohnen, hätte ich gewünscht, mit dem eben in Rom befindlichen deutschen Pilgerzuge des Vereins vom hl. Lande, dessen Vizepräsident ich bin, wieder die hl. Stätte besuchen und alte Verbindungen neu anknüpfen zu können.
Leider hat mich die Krankheit und der Tod eines geliebten Sohnes verhindert, diese Absicht auszuführen. –
Ich erlaube mir daher, schriftlich eine Bitte vorzutragen, die mir vom Generalvorstand des Franziskus-Xaverius-Vereins in Aachen nahe gelegt worden ist. –
Es handelt sich um die Befürwortung
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der Seligsprechung des Märtyrer-Missionars P. Johannes Kaspar Kratz S. J., der in Düren am Niederrhein geboren, im Jännuar [sic] 1737 in Tongking den Märtyrertod erlitten hat. – Der sehr günstig erledigte Informationsprozess ruht seit längerer Zeit und soll jetzt von einem Komitee hervorragender rheinischer Katholiken wieder angeregt werden.
Als früherer Abgeordneter des Reichstages für den Kreis Düren möchte ich mich diesem Schritte auch im Namen des kathol. Rheinischen Adels anschließen. –
Nur die Wiedererweckung und Stärkung des religiösen Geistes kann unser armes deutsches Volk aus den tieftraurigen Zuständen, in die uns der wachsende Materialismus geführt hat, herausreißen. Keine Gegend Deutschlands ist so gefährdet, wie das kathol. Rheinland, zu dessen materiellen Verseuchung sich der Händlergeist der ganzen Welt verschworen hat.
Ich bitte Ew. Eminenz, Ihren mächtigen Einfluss dahin wirken zu lassen, dass diese Gelegenheit nicht ungenützt vorübergehe, durch
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welche das katholische Rheinland auf die Pflichttreue und Glaubensstärke eines seiner Söhne hingewiesen wird, ein Beispiel, das den Schwankenden eine Stütze, den Guten ein Trost, allen ein neuer Beweis sein wird, dass unser hl. Vater in Rom in diesen schweren Zeiten seine treuen Kinder am Rhein nicht vergessen hat. –
In der Hoffnung auf Gewährung dieser Bitte bleibe ich
Ew. Eminenz
Ehrfurchtsvollst ergebener
Fürst zu Salm-Reifferscheidt
Empfohlene Zitierweise
Salm-Reifferscheidt-Dyck, Alfred zu an Gasparri, Pietro vom 02. November 1920, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 5325, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/5325. Letzter Zugriff am: 24.04.2024.
Online seit 14.01.2013.