Dokument-Nr. 586
Kettenburg, Franz Joseph Freiherr von derKettenburg, Carola Ilse Freifrau von der, geb. Freiin von Ulmenstein an Pius XI.
Münster, 01. April 1922

Heiligster Vater!
Eure Heiligkeit wollen gnädigst gestatten, dass der gehorsamst Unterzeichnete eine kindliche Bitte zu den Füßen Eurer Heiligkeit niederzulegen wagt.
Meine Frau und ich haben den Wunsch, unserem vierten Kindchen, dessen Geburt wir in etwa vier Wochen erwarten, in der hl. Taufe den Namen Pius (Pia) zu geben, da der Zeitpunkt der Geburt in die Nähe des dem hl. Papste Pius V. geweihten Tages fällt.
Dürfen wir hoffen, dass Eure Heiligkeit die Gnade haben wird, die Patenschaft huldvollst zu übernehmen?
Eure Heiligkeit wollen mir die untertänigste Bemerkung erlauben, dass eine meiner Schwestern, die im Jahre 1872 geboren wurde, den Vorzug genoss, Seine Heiligkeit Papst Pius IX. ihren Paten nennen zu dürfen. Freilich lagen die Verhältnisse damals insofern etwas anders, als ein Bruder meiner inzwischen verstorbenen Mutter, Freiherr Philipp von Boeselager, als päpstlicher Zuave den Kampf um Rom an der Porta Pia mitgekämpft hat, mit Seiner Heiligkeit persönlich nicht unbekannt geblieben war.
Solche Momente scheiden in unserer Generation natürlich aus, aber ich gründe meine Hoffnung auf einen anderen Umstand.
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Meine Frau, obwohl aus einer streng protestantischen Familie stammend, neigte eigentümlicherweise schon seit ihrer Kindheit sehr zum Katholizismus, und dies war auch der Grund, der meine und meiner Familie prinzipiellen Bedenken gegen eine gemischte Ehe in diesem speziellen Falle zum Schweigen brachte. Nach Überwindung vieler Schwierigkeiten und Widerstände seitens ihrer eigenen Familie ist nun meine Frau im November 1920 in den Schoß der hl. Kirche zurückgekehrt.
Da des Allmächtigen Güte unserer nunmehr rein katholischen Verbindung jetzt ein neues Kind schenkt, würden wir es in dieser so traurigen und glaubensarmen Zeit als besondere Gnade und Aufmunterung betrachten, wenn Eure Heiligkeit huldvollst geruhen wollten, als Pate dem kleinen Weltbürger das wertvollste Geschenk: den Päpstlichen Segen zu spenden.
Heiligster Vater!
Zu Füßen Eurer Heiligkeit bitten meine Frau und ich kindlich um gnädige Gewährung unserer innigen Bitte, und vertrauen mit der ehrfurchtsvollsten Versicherung unwandelbarer Liebe und Treue.
Eurer Heiligkeit
ganz gehorsamste Kinder
Franz Josef Freiherr von der Kettenburg
Oberförster
Carola Ilse Frfr. von der Kettenburg
geb. Freiin von Ulmenstein.
Empfohlene Zitierweise
Kettenburg, Franz Joseph Freiherr von der an PiusXI. vom 01. April 1922, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 586, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/586. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 31.07.2013.