Dokument-Nr. 7116
Michalkiewicz, Kazimierz Mikołaj
an Wartenburg, Heinrich Graf Yorck von
Vilnius, 30. Dezember 1916
Im Anschluss an gef. Schreiben Euerer Erlaucht vom 27. November d. J. A. IVa Nr. 3906 erhielt ich die Abschriften:
1) Des Protokolls vom 29. 9. 16,
2) des Entwurfs meines Rundschreibens Nr. 797,
3) des Entwurfs meines Rundschreibens vom 29. 9. 16,
4) eines Entwurfs Ihrer Verordnung mit entsprechenden Anmerkungen.
Ich bin jedoch gezwungen einige Erklärungen zu machen, die entweder gar nicht in das erwähnte Protokoll eingezogen wurden, oder meinem Gedanken nicht vollständig Ausdruck gaben. Vor allem aber möchte ich hiermit meinen, wie auch der mir unterstellten Geistlichen Standpunkt den Deutschen Behörden gegenüber grundsätzlich klarzulegen, zumal das im Protokoll von meinerseits übernommenen Verpflichtungen diesen Behörden gegenüber die Rede ist. Ich muss bemerken, dass seit der Besetzung des Landes durch Deutsche Streitkräfte die Lage der ganzen Bevölkerung, als russischen Untertanen, besonders aber meine und der Geistlichkeit eine sehr schwere geworden ist, da die Tatsache der Besetzung eines Landes über sein zukünftiges Los noch nicht entscheidet, und da das Land in Folge politischer Erwägungen oder Friedensverträgen unter die russische Herrschaft zurückkehren kann, über diese Möglichkeit haben sich sogar die Deutschen Behörden wiederholt geäußert. Angesichts dessen standen ich und die mir untergegebne Geistlichkeit von Anfang an auf rein staatsgesetzlich neutralem Boden, indem wir uns einerseits von Allem, was in der Zukunft für das Land und die Kirche unerwünschte Folgen haben könnte zurückhielten, andererseits aber, weit entfernt von den Angelegenheiten des Krieges, waren wir und bleiben weit von irgendwelchen feindschaftlichen Kundgebungen den Deut-
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schen Behörden gegenüber und auf diesem Standpunkte wollen wir bis zum Ende des Krieges verharren. In diesen Grenzen nur können die Verpflichtungen, die das Protokoll erwähnt, bestehen. Es wäre auch sehr zu wünschen und zur Erhaltnisse [sic] unbedingt notwendig, dass auch die Deutschen Behörden, in Anerkennung des von der Geistlichkeit behaupteten Standpunktes, von letzterer keine Verpflichtungen und Handlungen fordern, die die Geistlichkeit in seine Lage ohne Ausweg stellen konnten und endlich ein für beide Seiten unerwünschtes "non possumus" hervorrufen müssten.Euer Erlaucht wäre ich sehr verbindlich dankbar, wenn Sie über das vorliegende Schreiben der Verwaltung des Herrn Oberbefehlshabers Ost Mitteilung machen wollten.
Apostolischer Administrator der Wilnaer Diözese.
Päpstlicher Protonotar (gez.) v. Michalkiewicz.
I. A. Sekretär gez. S. Lewicki