Dokument-Nr. 9599
Poellnitz, Lallah Caroline von an Pacelli, Eugenio
Immenstadt, 21. Dezember 1922

Eure Erzbischöfliche Gnaden!
Hochwürdigster, durchlauchtigster Herr wollen geruhen meinen tiefgefühlten Dank entgegen zu nehmen für die Zusendung der großmütigen Gabe von 1.000 Lire von Seiner Heiligkeit.
Was ich empfunden bei Empfang derselben, weiß der liebe Vater im Himmel allein, der auch allein weiß wie groß meine Not war. Ich habe seit meiner Aufnahme in die hl. kath. Kirche am Feste des Hl. Andreas, den 30. Nov. 1893, und seitdem ich am Vorabende des Festes der Unbefleckten Empf. im Jahre 1899 das Elternhaus verlassen mußte – (meine lb. Mutter war auch Konvertitin und starb 1 Jahr vor meiner Aufnahme in die hl. kath. Kirche) – ich habe viel Schweres
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durchgemacht, aber solche Not doch noch nie gelitten wie in diesem letzten Jahre. Und dennoch war ich glücklich und zufrieden, wie nie zuvor. Welche Kraft, Gnaden und Segen vom lieben Heilande im Allerheiligsten Sakramente ausgehen und uns helfen das Schwerste zu tragen, habe ich gerade in den letzten Monaten, als ich so große Not litt, empfunden, und wenn ich mittags bei meinem Wassersüpplein und trokenem [sic] Stücklein Brot saß, dachte ich an meinen lb. Hl. Ordenspatron, St. Franziskus und war glücklich u. zufrieden u. dankbar. Der lb. Heiland hat mich nicht verlassen und wird mich nicht verlassen.
Einen Beweis, wie Er kindliches Vertrauen belohnt, habe ich ja nun durch die Gabe des Heiligen Vaters erhalten. Doppelt dankbar und glückselig bin ich, weil ich nun auch in etera [sic] meinem Bruder und meiner Schwester die in München leben, und in den letzten Monaten sich auch kaum mehr zu helfen wußten vor Not und Sorgen,
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helfen kann. O Gott vergelte es dem Heiligen Vater tausend und tausend mal, was Seine Heiligkeit mir getan hat.
Ich kann nur beten und immer wieder beten für den Heiligen Vater. Beten will ich aber auch von ganzem Herzen für Eure Erzbischöfliche Gnaden.
Darf ich mir erlauben Hochwürdigsten, Allergnädigsten Herrn meine besten Glück- und Segenswünsche für recht gnadenreiche Weihnachten und ein glückliches neues Jahr darzubringen.
Ich bitte auch demütigst um den hl. Segen.
In tiefster Ehrfurcht
und größter Dankbarkeit
Eure Erzbischöfliche Gnaden
untertänigste, ergebenste
Lallah Carolinie v. Poellnitz
Empfohlene Zitierweise
Poellnitz, Lallah Caroline von an Pacelli, Eugenio vom 21. Dezember 1922, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 9599, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/9599. Letzter Zugriff am: 25.04.2024.
Online seit 31.07.2013.