Dokument-Nr. 9986
Hämmerle, Wilhelm an Pius XI.
Hachenburg, 10. April 1922

Sehr geehrter Heiliger Vater!
Sie wollen gütigst entschuldigen wenn ich mir erlaube folgende Zeilen an Sie zu richten:
"Durch den Krieg hatte ich mein Geschäft verloren, nach dem Krieg (Januar 1919) habe ich denn wieder ganz klein eine Färberei & Reinigungsanstalt angefangen und hatte bis im vorigen Jahre 1921 auch flott zu tun weil eine grosse Menge Militärstoffe Decken, Mäntel, Zeltbahnen und alle Arten Gadroben [sic] zum färben [sic] gebracht wurden.
Ich musste nun notgezwungen im vorigen Jahre bauliche Veränderungen vornehmen lassen, die trotzdem vorher ein Kostenanschlag gemacht war doch das doppelte kosten was ich bezahlen muss. Es wäre nun nicht so schlimm gewesen wenn das Geschäft floriert hätte aber das war eben das traurige bei der Sache so kam es denn das ich in die schwierigste Lage geraten bin da ich noch circa 700 M.(Papiermark) zu zahlen habe und keinen Ausweg weiss wovon ich bezahlen soll die Gläubiger drängen fortwährend und drohen mit dem Gericht, darum heiliger Vater wollen Sie gütigst entschuldigen wenn ich in der Not meine Zuflucht zu Ihnen nehme ob Sie wohl durch Ihre Güte und Liebenswürdigkeit meine Lage verbessern wollen und mir wenn ich innig und dringend bitte mimr in meiner Not zuu helfen.
Dass ich kein Schwindler bin und Ihnen etwas vorjammere oder
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oder Ihnen falsche Angeben mache können Sie daran sehen dass ich von der Spende die der verstorbene hlg. Vater Papst Benedikt XV für den Mittelstand gestiftet hat von unserem hochwürdigsten Herrn Bischof Dr. Augustinus Kilian zu Limburg a.d. Lahn auf ein Empfehlungs-Schreiben unsers Hochwürdigen Herrn Ortspfarrer (600) M. Papier erhalten habe, es würde mehr gewesen sein wenn sich nicht so viele gemeldet hätten., aber gerade der Mittelstand ist am allerschlimmsten dran hier in Deutschland.
Wenn ich nun zum Schlusse nochmals recht innig bitte mir doch in meiner Not zu helfen so darf ich wohl auf Erfüllung hoffen wofür ich Ihnen von ganzem Herzen mit meiner Familie bestens danke und darf wohl hoffen dass durch Gottes Fügung meine Lage gebessert wird und ich von der schweren Prüfung die ich jetzt schon so lange durchmache durch ihre Hilfe erlöst werde.
Mit ganz vorzüglicher
Hochachtung
Ihr stets treu ergebener
Wilh. Hämmerle
Empfohlene Zitierweise
Hämmerle, Wilhelm an PiusXI. vom 10. April 1922, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 9986, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/9986. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 31.07.2013.