Casimiro López

* 24. März 1886, ✝ n. e.
Priester der Diözese Guadalajara (Mexiko)
1909 (20. Mai) Priesterweihe in Guadalajara (Mexiko), nach eigenen Angaben Professor und Direktor der päpstlichen Universität ebenda sowie während des Ersten Weltkrieges Pfarrverwalter ebenda, angeblich dann wegen seiner kirchlichen und deutschfreundlichen Haltung viermal zum Tode verurteilt, deswegen Flucht in die Berge, dort Tuberkuloseerkrankung, 1922 krankheitsbedingter Aufenthalt im Bethanienheim, später "Deutsches Haus", in St. Blasien (Baden), später Leitung dieses Hauses, sowie Gründung einer "Deutschen Wohltätigkeitsanstalt", 1927 Entzug der Zelebrationserlaubnis.
Analyse
López erhielt auf Empfehlung des Freiburger Erzbischofs Karl Fritz von 1922 bis 1926 wiederholt finanzielle Unterstützung durch den Heiligen Stuhl.
1926 geriet López in den Verdacht, ein Hochstapler zu sein. Am 19. Mai 1926 wandten sich August Lehmann, Pfarrer und Missionsprokurator in Oberharmersbach, und Franz Hassmann, beide Vorstände des dortigen Philanthropischen Kulturvereins, an Pacelli. Sie teilten ihm mit, dass López seit drei Jahren in ihrem Hause aus christlicher Nächstenliebe frei versorgt werde. Nun wolle López ein weiteres Haus im Wert von 80.000 bis 100.000 Mark, das ebenfalls dem Verein gehöre, überlassen bekommen oder kaufen. Jedoch seien Zweifel an López' Angaben aufgetreten. Dieser habe behauptet, dass er Professor und Direktor der päpstlichen Universität in Guadalajara gewesen sei, dort während des Krieges eine Pfarrei verwaltet habe, dann wegen seiner kirchlichen und deutschfreundlichen Haltung viermal zum Tode verurteilt worden sei, in die Berge habe fliehen müssen, deswegen Tuberkulose bekommen habe und sich deshalb zur Heilung nach Deutschland begeben habe. Da López sich auf Pacelli berufen habe, solle der Nuntius diese Angaben bestätigen (Lehmann und Hassmann an Pacelli vom 19. Mai 1926). Ein Nuntiaturangestellter antwortete Lehmann und Hassmann am 22. Mai, dass López der Nuntiatur nur durch seine regelmäßigen Bittschriften bekannt sei. Da López wiederum von Erzbischof Fritz empfohlen worden sei, sollten sich die beiden an diesen wenden (Nuntiaturbediensteter an Lehmann vom 22. Mai 1926).
Am 21. Juli 1927 klärte der Freiburger Offizial des geistlichen Gerichts und Domkapitular Adolf Rösch diese Affäre auf, indem er Pacelli mitteilte, dass Erzbischof Fritz dem mexikanischen Priester die Zelebrationserlaubnis mit folgender Begründung entzogen habe:
"Priester Lopez hat mehrere Jahre mit einem Priester unserer Erzdiözese August Lehmann zusammen in einem Erholungsheim in St. Blasien, das erst Bethanienheim, später 'Deutsches Haus' genannt wurde, gearbeitet und endlich dieses Haus, obgleich ihm die erforderlichen sprachlichen und geschäftlichen Kenntnisse fehlten, selbständig geleitet mit sehr unglücklichem Erfolge. Darüber sind die bisherigen Freunde Feinde geworden und hat Lopez an Herrn Lehmann einen Ersatzanspruch von ca. 9.000 RM gestellt, dessen Berechtigung dieser bestreitet. Lopez hat nun inzwischen, obgleich völlig mittellos, eine 'Deutsche Wohltätigkeitsanstalt' gegründet mit Versprechungen, die er nie wird halten können; dafür sammelt er bei wohlhabenden Personen im In- und Auslande Gelder, die unseres Erachtens nur ihm selbst zu Gute kommen.
Lopez hat auch vor zahlreichen Personen sich einer Reihe von anscheinend schwindelhaften Ruhmredereien, so bezüglich seiner angeblichen Würde eines päpstlichen Monsignore, schuldig gemacht." (Rösch an Pacelli vom 21. Juli 1927).
Die biographischen Angaben beruhen auf den eigenen Angaben Casimiro López'. Da dieser 1927 als Hochstapler entlarvt wurde, sind sie unter Vorbehalt zu betrachten.
Quellen
López an Pius XI. vom 24. Oktober 1922; Dokument Nr. 1980.
Pacelli an erzbischöfliches Ordinariat Freiburg vom 13. November 1922; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 2r.
Fritz an Pacelli vom 4. Dezember 1922; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 6rv.
Fritz an Pacelli vom 5. Dezember 1922; Dokument Nr. 9818.
Pacelli an Gasparri vom 6. Dezember 1922; Dokument Nr. 6416.
Fritz an Pacelli vom 8. Dezember 1923; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 8rv.
Pizzardo an Pacelli vom 31. Dezember 1922; Dokument Nr. 6328.
Pacelli an López vom 8. Januar 1923; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 4r.
López an Pacelli vom 12. Januar 1923; Dokument Nr. 11793.
Pacelli an Gasparri vom 16. Januar 1923; Dokument Nr. 11108.
Fritz an Pacelli vom 5. Februar 1923; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 9r.
Pacelli an Fritz vom 8. Februar 1923; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 10r.
Gasparri an Pacelli vom 26. Februar 1923; Dokument Nr. 13627.
Pacelli an Fritz vom 2. März 1923; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 12r.
Pacelli an Gasparri vom 21. März 1923; Dokument Nr. 12426.
López an Pacelli vom 15. April 1923; Dokument Nr. 11173.
[Pacelli] an [Gasparri], [nach dem 15. April 1923]; Dokument Nr. 12714.
Pacelli an Fritz vom 7. Mai 1923; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 14r.
Pacelli an Gasparri vom 4. Mai.1923; Dokument Nr. 12582.
Pacelli an López vom 10. Oktober 1923; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 16r.
Pacelli an Gasparri vom 11. Oktober 1923; Dokument Nr. 12871.
Pacelli an López vom 10. Dezember 1923; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 18r.
López an Pacelli vom 25. April 1924; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 19r.
Pacelli an López vom 29. April 1924; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 20r.
López an Pacelli vom 2. Mai 1924; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 21r.
López an Pacelli, o. D.; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 22r.
Pacelli an López vom 17. Dezember 1924; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 23r.
López an Pacelli vom 21. Dezember 1924; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 24r.
López an Pacelli vom 17. Januar 1925; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 25rv.
Nuntiaturbediensteter an López vom 21. Januar 1925; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 26r.
Pacelli an Fritz vom 21. Januar 1925; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 27r.
Fritz an Pacelli vom, 28. Januar 1925; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 28r.
López an Pacelli vom 12. September 1925; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 29r.
López an Pacelli, o. D.; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 30r.
Pacelli an López vom 9. September 1925; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 31r.
López an Pacelli vom 28. Januar 1926; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 32rv.
López an Pacelli vom 29. März 1926; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 33r.
Nuntiaturbediensteter an López vom 3. April 1926; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 35r.
Lehmann und Hassmann an Pacelli vom 19. Mai 1926; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 36r-37r.
López an Pacelli vom 21. Mai 1926; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 38r.
Nuntiaturbediensteter an Lehmann vom 22. Mai 1926; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 39r.
López an Pacelli vom 30. Juni 1926; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 40r-41r [mit Anlage auf 42r-43v].
López an [Pacelli] vom 25. Dezember 1926; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 44rv.
Rösch an Pacelli vom 21. Juli 1927; AAV, Arch. Nunz. Berlino 8, fasc. 1, fol. 45rv [mit Anlage 46r-47r].
Empfohlene Zitierweise
Casimiro López, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Biographie Nr. 144, URL: www.pacelli-edition.de/Biographie/144. Letzter Zugriff am: 24.04.2024.
Online seit 31.07.2013, letzte Änderung am 10.03.2014.
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