Dorothea Raith-Mähler

* 17. Oktober 1873, ✝ n. e.
Katholische Witwe in München
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Analyse
Dorothea, genannt Dora, Mähler war die uneheliche Tochter von Emidio Kardinal Taliani (1838-1907) und Mathilde Mähler, geb. Fritz.
Diese lernte 1869 den damaligen Auditor der Münchener Nuntiatur Taliani kennen, mit dem sie freundschaftlichen Verkehr pflegte. Im Januar 1870 heiratete sie den 30 Jahre älteren Otto Mähler; aus der Ehe wurde im selben Jahr die Tochter Wilhelmine geboren. Aus dem intimen Verkehr zwischen Taliani und Mathilde Mähler erwuchs 1873 die gemeinsame Tochter Dorothea. Otto Mähler wollte zuerst die Vaterschaft nicht anerkennen, ließ sich jedoch davon überzeugen. 1875 verließ Taliani München, hielt aber schriftlich Kontakt mit Mathilde Mähler und unterstützte sie finanziell.
Mit 13 Jahren musste Dorothea in einem Damenhutgeschäft arbeiten, um zum Einkommen der Familie beizutragen. Als Otto Mähler seine Frau Mathilde verließ, fand Dorothea beim königlichen Hoflieferanten F. P. Werner in München eine Stelle als Vertreterin von Kirchenparamenten. Im Alter von 17 Jahren erhielt Mathilde einen Brief, in dem ihr der Tod Talianis mitgeteilt wurde, einige Jahre später aber erfuhr sie, dass er noch am Leben war. Mit 19 Jahren wurde Dorothea von der königlichen bayerischen Hofschauspielerin Rosa Herzfeld-Link als Talent entdeckt und von ihr zur Schauspielerin ausgebildet. Sie begann eine Karriere voller Erfolge und siedelte 1896 nach Zürich über.
Ihre Mutter erfuhr bald danach von ihrem Vetter, dem Stadtpfarrer Anton Mayer in Rosenheim, dass Taliani mittlerweile Nuntius in Wien war, und teilte ihrer Tochter die Wahrheit über ihren Vater mit. 1897 kehrte Dorothea nach München zurück und bat eine nicht nachweisbare Persönlichkeit, sie nach Wien zu begleiten, wo sie am 24. Mai 1897 ihren Vater traf. Sie vereinbarten weitere Besuche in Wien. Taliani drängte allerdings darauf, dass Dorothea ihre Bühnenlaufbahn aufgeben sollte und besorgte ihr eine monatliche Rente im Wert von 150-200 Lire. Dorothea war fortan als Schriftstellerin tätig und verfasste Schauspiele.
Als Taliani, seit 1903 Kardinal, am 27. August 1907 starb, teilte die bereits genannte, namentlich unbekannte Persönlichkeit Dora mit, dass ihr Vater für ihre Zukunft gesorgt habe. Sie schrieb daher einem gewissen Domenico Taliani, der aber antwortete, er habe nichts desgleichen auffinden können. Deshalb wandte sich Dora am 5. Juni 1908 an den Münchener Nuntius Andreas Frühwirth OP und verlangte eine Rente, mit der sie standesgemäß als Tochter eines Kardinals leben könne. Mit Depesche vom 25. Juni 1908 teilte Kardinalstaatssekretär Raffaele Merry del Val mit, dass er Monsignore Augusto Silj von der Apostolischen Almosenverwaltung mit der Angelegenheit beauftragt habe. Am 15. Mai 1909 ließ Dora Mähler dem Papst eine entsprechende Bittschrift zukommen. Mit Schreiben vom 29. Mai 1909 teilte Merry del Val Frühwirth die Einwilligung des Papstes mit, der Mähler eine monatliche Rente im Wert von 150 Mark zuwies. Die Zahlungen wurden bis in Pacellis Zeit als Nuntius durch die Münchener Nuntiatur abgewickelt.
Quellen
Sig. D. Maehler. Suo caso, in: AAV, Arch. Nunz. Monaco 278, fasc. 2, fol. 1r-61v.
Empfohlene Zitierweise
Dorothea Raith-Mähler, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Biographie Nr. 241, URL: www.pacelli-edition.de/gnd/182016013. Letzter Zugriff am: 19.03.2024.
Online seit 14.01.2013, letzte Änderung am 24.06.2016.
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