Jesuiten in München

Der Sitz der Münchener Kommunität der Jesuiten war das Ignatiushaus in der Kaulbachstraße 31. Die ab 1917 in München als Seelsorger und Volksmissionare tätigen Jesuiten zogen 1919 von ihrer ersten Unterkunft (Schellingstraße 3) in die Kaulbachstraße um. Das Haus St. Ignatius diente auch der kategorialen Seelsorge der Jesuiten als Veranstaltungsort. So wurden aktuelle Themen für Müttervereine, Männerkongregationen und Kirchenferne dort aufbereitet. Außerdem wurde unter der Leitung P. Victor Huggers SJ eine Seelsorgestelle für Lehrer, Gymnasiasten und Studenten eingerichtet. Dies bot sich allein schon aus der unmittelbaren Nähe zur Ludwig-Maximilians-Universität an. Auch die Jugendorganisation Bund Neudeutschland wurde von den Jesuiten betreut.
Seit 1921 hatte das Provinzialat der neu gegründeten Oberdeutschen Provinz der Jesuiten seinen Sitz im Ignatiushaus. Der erste Provinzial Bea (1921-1924), residierte hier ebenso wie seine Nachfolger Seiler (1924-1926) und Hayler (ab 1926).
Ab 1922 entwickelte sich das Haus mehr und mehr zum Studienhaus, da viele Jesuiten, die unter anderem aus dem Ausland zum Studium nach München kamen, es als Unterkunft nutzten. Ein breites Vortragsangebot für Studierende und die ab 1927 vom Münchener Erzbischof Kardinal Faulhaber endgültig in die Hände der Jesuiten übergebene Studentenseelsorge an der Münchener Universität wurden von hier aus organisiert. Die seit 1922 betriebenen Umwandlungsversuche in ein reines Studienhaus blieben ohne Erfolg, weshalb das Haus eine heterogene Einrichtung blieb. Aus Sicht der Generalkurie in Rom stellte dieses Nebeneinander unterschiedlicher Bereiche (praktische Seelsorge, Verwaltung, Studium) eine Gefahr für die Disziplin gerade der jungen Jesuiten dar, was auch zu Konflikten innerhalb der Kommunität führte. Heute befindet sich im Gebäude die Philosophische Hochschule München, die von den Jesuiten betrieben wird.
Daneben betrieben die Jesuiten in den 1930er Jahren in München das Canisiushaus in der Veterinärstraße und waren an St. Michael in der Maxburgstraße tätig. Mit Unterbrechungen waren die Jesuiten seit 1559 in München ansässig.
Literatur
HEIMBUCHER, Max, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Bd. 2, Paderborn 31934, ND München / Paderborn / Wien 1965, S. 174, 216.
Jesuiten (Gesellschaft Jesu); Schlagwort Nr. 7029.
SCHATZ, Klaus, Geschichte der deutschen Jesuiten (1814-1983), Bd. 3: 1917-1945, Münster 2013, S. 186-188.
Empfohlene Zitierweise
Jesuiten in München, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 1212, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/1212. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 10.09.2018.
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