Deutsche Zentrumspartei in der Pfalz

In der bayerischen Rheinpfalz erhielt die Deutsche Zentrumspartei 1882 feste organisatorische Strukturen. Sie konnte im Kaiserreich allerdings nur eine vergleichsweise schwache Position im politischen Spektrum erlangen. Das pfälzische Zentrum lehnte die Novemberrevolution von 1918 zwar ab, fügte sich aber den politischen Sachzwängen und beteiligte sich teilweise an Arbeiter-, Soldaten- und Bürgerräten. Nach heftigen internen Diskussionen schloss sie sich eng an die am 15. November 1918 gegründete Bayerische Volkspartei (BVP) an. In der Pfalz bestanden Verbände beider Parteien nebeneinander. Sie unterstützen auch nach dem Bruch ihrer Fraktionsgemeinschaft im Reichstag bei Reichs- und Landtagswahlen gemeinsame Kandidaten. Insbesondere weil die BVP eine ablehnende Haltung der Republik gegenüber einnahm, ein äußerst gespanntes Verhältnis zu den Sozialdemokraten (SPD) pflegte und sich sehr stark auf kirchen- und kulturpolitische Themen konzentrierte, blieb das Bündnis jedoch brüchig. Anlässlich der Reichstagswahlen vom 4. Mai 1924 forderte die BVP den pfälzischen Zentrumsabgeordneten Hermann Hofmann, den sie bis dahin bei Wahlen unterstützt hatte, auf, ihrer Partei beizutreten. Die pfälzischen Zentrumsverbänden organisierten sich daraufhin am 13. April 1924 unter dem Dach eines gemeinsamen Zentrumsverbands für die Pfalz. Dieser trat sowohl bei der Reichstags- als auch bei der bayerischen Landtagswahl am 6. April 1924, die in der Pfalz am 4. Mai stattfand, getrennt an. Bei letzterer gewann das Zentrum 1,2 Prozent der Stimmen bzw. 1 Mandat. Bei der Reichstagswahl war ihr Erfolg ähnlich gering. Erst mit dem Regensburger Abkommen vom 28. November 1927 fanden beiden Parteien wieder eine Basis für eine Zusammenarbeit, bei der die BVP die Zentrumspartei in der Pfalz jedoch dominierte.
Literatur
BRÄUNCHE, Ernst Otto, Die Zentrumspartei im konfessionellen Gefüge der Pfalz, in: LINSENMANN, Andreas / RAASCH, Markus (Hg.), Die Zentrumspartei im Kaiserreich. Bilanz und Perspektiven, Münster 2015, S. 291-316.
FALTER, Jürgen / LINDENBERGER, Thomas / SCHUMANN, Siegfried, Wahlen und Abstimmungen in der Weimarer Republik. Materialien zum Wahlverhalten 1919-1933 (Statistische Arbeitsbücher zur neueren deutschen Geschichte), München 1986, S. 91.
MORSEY, Rudolf, Deutsche Zentrumspartei (Zentrum), 1869/71-1933, in: www.historisches-lexikon-bayerns.de (Letzter Zugriff am: 29.01.2019).
NESTLER, Gerhard, Der politische Katholizismus der Pfalz zwischen Novemberrevolution und Nationalversammlung, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz 99 (2001), 293-322.
RUPPERT, Karsten, Regensburger Abkommen, 28. November 1927, in: www.historisches-lexikon-bayerns.de (Letzter Zugriff am: 29.03.2019).
Empfohlene Zitierweise
Deutsche Zentrumspartei in der Pfalz, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 1414, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/1414. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 24.06.2016, letzte Änderung am 26.06.2019.
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