Benediktinerinnenabtei St. Gertrud in Tettenweis

Das Kloster St. Gertrud im niederbayerischen Tettenweis war das erste neu errichtete Benediktinerinnenkloster in der Diözese Passau nach der Säkularisation.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war der Zustrom an Postulantinnen und Novizinnen in der oberbayerischen Benediktinerinnenabtei Frauenchiemsee so groß, dass die Neugründung eines weiteren Benediktinerinnenklosters erwogen wurde. Die Wahl fiel schließlich auf das Gut Joner bei Tettenweis. Diese Besitzung des Grafen von Löwenstein, die insgesamt 11 Hektar umfasste, erwarben die Benediktinerinnen im Frühjahr 1899. Am 16. Oktober 1899 siedelten 14 Schwestern unter der Leitung von Priorin Bernarda Amtmann nach Tettenweis über. Nach schwierigen Anfangsjahren in äußerst ärmlichen Verhältnissen konnte der 1900 begonnene Klosterneubau nach drei Jahren fertig gestellt werden. Die Finanzierung des Baus wurde durch Spenden des Mutterklosters sowie wohlhabender Gönner bestritten. Das Kloster in Tettenweis selbst erhielt durch den Ankauf landwirtschaftlicher Nutzflächen die Möglichkeit, seine eigenen wirtschaftlichen Grundlagen zu schaffen. Neben der Landwirtschaft waren die Schwestern auch im schulischen und erzieherischen Bereich tätig, so übernahmen sie ab 1904 den Volksschulunterricht und 1927 wurde ein Kindergarten eingerichtet.
Die Gemeinschaft hatte bereits seit den ersten Monaten des Bestehens eine ungebrochene Anziehungskraft, sodass der Konvent stetig wuchs (z. B. 41 Schwestern im Jahr 1916). 1902 erhielt die Klostergemeinschaft den Status als eigenständiges Priorat, was den ersten Schritt der Ablösung von Frauenchiemsee darstellte. Endgültig wurde St. Gertrud am 28. Oktober 1924 zur Abtei erhoben, wobei Priorin Maria Editha Gaßlhuber zur ersten Äbtissin gewählt wurde.
Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg bedeuteten erneut eine Phase wirtschaftlicher Probleme, die die Schwestern zwang, neue Erwerbsmöglichkeiten zu erschließen. So entstanden 1923 klostereigene Handwerksbetriebe, wie eine Näherei, eine Lebkuchenbäckerei und eine Wachszieherei. Der wirtschaftliche Aufschwung, der nötig war, um weitere erforderliche Bauvorhaben anzugehen, setzte nur langsam ein, sodass erst in den 1930er Jahren weitere Pläne umgesetzt werden konnten.
Literatur
90 Jahre Benediktinerinnen Tettenweis, Passau 1989.
Benediktinerinnen; Schlagwort Nr. 23062.
Geschichte, in: www.sankt-gertrud.de (Letzter Zugriff am: 03.03.2018).
HEIMBUCHER, Max, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Bd. 1, Paderborn 31933, ND München / Paderborn / Wien 1965, S. 309.
Empfohlene Zitierweise
Benediktinerinnenabtei St. Gertrud in Tettenweis, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 15055, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/15055. Letzter Zugriff am: 29.03.2024.
Online seit 31.07.2013, letzte Änderung am 10.09.2018.
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