Besetzung des bischöflichen Stuhls von Limburg 1929/30

Die Neubesetzung des Limburger Bischofsstuhles wurde auf Grundlage des Preußenkonkordats vom 14. Juni 1929 geregelt. Seit Frühjahr 1929 schwanden die Kräfte Bischof Augustin Kilians. Dieser bat Pacelli am 25. September darum, einen Brief an Pius XI. weiterzuleiten, in dem er den Papst um Unterstützung bei der Diözesanadministration bat. Kilian schlug dabei vor, einen jüngeren Kanoniker zum Weihbischof zu ernennen. Pacelli bevorzugte dagegen einen Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge. Mit einem geeignetem Kandidaten wollte er vor allem den Fortbestand der im Bistum Limburg liegenden Jesuitenhochschule St. Georgen in Frankfurt am Main sichern, der Pacelli eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Priesterausbildung in Deutschland beimaß. Nach Rücksprache mit den Frankfurter Jesuiten erkor der Nuntius den Wiesbadener Pfarrer Antonius Hilfrich zu seinem Favoriten aus. Erst am 1. November leitete Pacelli die Bittschrift Kilians mit seinem eigenen Vorschlag nach Rom weiter. Der Nuntius plante, dass der Bischof aus eigenem Antrieb um Hilfrich als Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge bitten sollte. So wollte Pacelli den Vorwurf des preußischen Staats vermeiden, er wolle das Wahlrecht des Domkapitels übergehen und mit Hilfrich einen in Rom ausgebildeten Priester zum Bischof ernennen. Kilian, der finanzielle Schwierigkeiten bei der Koadjutoren-Lösung sah, kam der Aufforderung des Nuntius nur teilweise nach. Er bat Pius IX. am 3. Jahnuar 1930 zu entscheiden, ob ihn ein Weihbischof oder Koadjutor bei seiner Amtführung unterstützen solle. Der Bischof betonte jedoch, dass diese Frage eigentlich nicht mehr drängend sei, weil sein Gesundheitszustand sich wieder gebessert habe. Pacelli, der seit dem 7. Februar Kardinalstaatssekretär war und die Besetzung nun von Rom aus lenkte, bestand jedoch auf der Koadjutoren-Lösung. Am 25. Februar gab Kilian nach und bat den Papst offiziell um einen Koadjutoren mit dem Recht der Nachfolge. Ende März stimmte auch die preußische Regierung zu. Am 31. März entsprach Pius XI. der Bitte Kilians. Hilfrich erhielt am 5. Juni in Wiesbaden die Bischofsweihe durch Kilian. Dieser dieser starb schon am 30. Oktober. Hilfrichs wurde schließlich am 8. Dezember in Limburg inthronisiert.
Derzeit entsteht am Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte eine Dissertation über die Bischofseinsetzungen in der Weimarer Republik durch Raphael Hülsbömer, der insbesondere die Rolle Eugenio Pacellis in den Besetzungsfällen untersucht und die vatikanischen Dokumente sämtlicher Besetzungsfälle ausführlich auswerten wird.
Literatur
Jesuitenhochschule St. Georgen Frankfurt am Main; Schlagwort Nr. 13034.
Empfohlene Zitierweise
Besetzung des bischöflichen Stuhls von Limburg 1929/30, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 1865, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/1865. Letzter Zugriff am: 19.04.2024.
Online seit 20.01.2020.
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