Spartakusbund

Als innerparteiliche Opposition zur Beteiligung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an der deutschen Burgfriedenspolitik nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs bildete sich zu Jahresbeginn 1915 eine Gruppe um Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Sie bekannten sich zum internationalen Sozialismus, forderten die Beendigung des Kriegs und die Ablehnung der Kriegskredite. Die Gruppe benannte sich zuerst nach ihrer Zeitschrift "Internationale", übernahm später aber die aus ihren Schriften abgeleitete Bezeichnung "Spartakisten", mit der Referenz auf Spartakus, den Führer des Sklavenaufstands im Römischen Reich.
Die "Spartakisten" schlossen sich der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) an, als diese sich im März 1916 von der SPD abspaltete. Sie nahmen Kontakt zur Sozialistischen Internationale in der Schweiz und zu den Führern des russischen Kommunismus um Leo Trotzki und Wladimir Iljitsch Lenin auf.
1916 wurde Rosa Luxemburg nach der Entlassung aus der 1915 angetretenen Haft in "Sicherungsverwahrung" genommen und Karl Liebknecht wegen einer Antikriegsrede inhaftiert. Ihre aus der Haft geschmuggelten Texte entfalteten eine große Wirkung in den illegal erscheinenden "Spartakusbriefen". Mit der Russischen Februarrevolution 1917 erhielten die "Spartakisten" weiteren Aufschwung. Dennoch konnten sie ihre Anhängerschaft über einen Kreis von Intellektuellen kaum erweitern und hatten an den Januarstreiks 1918 nur geringen Anteil.
In der Novemberrevolution waren die "Spartakisten" in den Arbeiter- und Soldatenräten nur schwach vertreten. Philipp Scheidemann konnte sich mit der von ihm verkündeten deutschen Republik am 9. November gegen die Ausrufung der freien sozialistischen Republik Karl Liebknechts durchsetzen. Auch in der provisorischen Regierung des Rats der Volksbeauftragten waren die Spartakisten nicht vertreten. Sie sahen die Novemberrevolution lediglich als ersten Schritt zur internationalen sozialistischen Weltrevolution und strebten die Errichtung einer deutschen Räterepublik an. Mit dieser Position bildeten die Spartakisten selbst innerhalb der USPD eine Minderheit. Das wurde deutlich, als sich die seit dem 11. November als "Spartakusbund" firmierenden Revolutionäre mit ihren Forderungen auf dem Reichskongress der Arbeiter- und Soldatenräte vom 16. bis 21. Dezember nicht durchsetzen konnten und sich dieser mit großer Mehrheit für Wahlen zu einer Verfassunggebenden Nationalversammlung aussprach.
Am 29. Dezember 1918 fand eine Reichskonferenz des Spartakusbundes in Berlin statt. Auf dieser beschlossen die Spartakisten die Trennung von der USPD. In ihrem Gründungsparteitag zum Jahreswechsel 1918/19 schloss sich der Spartakusbund mit anderen linksradikalen Splittergruppen zur "Kommunistischen Partei Deutschlands" (KPD) zusammen.
Quellen
LIEBKNECHT, Karl, Ausrufung der freien sozialistischen Republik. 9. November 1918, in: www.dhm.de (Letzter Zugriff am: 18.02.2013).
LIEBKNECHT, Karl, Was will der Spartakusbund? (23. Dezember 1918), in: Marxists Internet Archives, in: www.marxists.org (Letzter Zugriff am: 18.02.2013).
LUXEMBURG, Rosa, Was will der Spartakusbund? (Dezember 1918), in: Marxists Internet Archives, in: www.marxists.org (Letzter Zugriff am: 18.02.2013).
Literatur
ASMUSS, Burkhard, Gruppe Internationale / Spartakusbund, in: www.dhm.de (Letzter Zugriff am: 18.02.2013).
MITCHELL, Allan Mitchell, Revolution in Bayern 1918/1919. Die Eisner-Regierung und die Räterepublik, München 1967,S. 169 f.
MÜHLDORFER, Friedbert, Spartakusbund, 1915-1919, in: Historisches Lexikon Bayerns, in: www.historisches-lexikon-bayerns.de (Letzter Zugriff am: 18.02.2013).
PELZ, William A., The Spartakusbund and the German working class movement 1914-1919, Lewiston 1988.
Empfohlene Zitierweise
Spartakusbund, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 19052, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/19052. Letzter Zugriff am: 29.03.2024.
Online seit 02.03.2011, letzte Änderung am 25.02.2013.
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