Mariaviten

Die Mariaviten oder Mariawiten leiten ihre Gründung von Privatoffenbarungen der Drittordensschwester Maria Franziska (bürgerlich: Felicia Kozłowska) ab. 1887 wurde eine Schwesterngenossenschaft gegründet, 1893 ein Priesterverein, dessen Mitglieder als Weltpriester nach der 1. Regel des heilligen Franziskus lebten und dabei besonders die Marienfrömmigkeit pflegen sollten. Dementsprechend leitet sich der Name "Mariaviten" von dem lateinischen Satz "qui Mariae vitam imitantur" - die das Leben Marias nachahmen - ab. Nach eingehender Prüfung verbot das Heilige Offizium 1904 den Verein. Trotz des Verbots wurde er fortgeführt und 1906 unter die Leitung eines "Generalministers", des Priesters Jan Maria Michał Kowalski, gestellt. Im selben Jahr wurden Felicia Kozłowska, Jan Maria Michał Kowalski und 40 weitere Priester von Pius X. exkommuniziert. Seitdem galt der Verein in Rom als "mystizistische Sekte". Das russische Innenministerium in St. Petersburg gab ihm den Status einer "religiösen Sekte". Nach der Trennung von Rom nahmen die Mariaviten Kontakte zur Utrechter Kirche auf. 1909 erfolgte die Bischofsweihe von Kowalski auf dem internationalen Altkatholikenkongress in Wien, im selben Jahr wurden die Mariaviten als eigenständiges Bistum in die altkatholische Kirche aufgenommen. 1911 erkannte die Duma die Mariaviten als "christliche Konfession" an.
Gab es in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg ein großes Wachstum (1911: 200.000 Mitglieder), kam es in der Nachkriegszeit zum Rückgang. Es wurden "mystische Ehen" zwischen Priestern und Nonnen eingeführt und Felicia Kozłowska wurde nach ihrem Tod 1922 als "Braut des Lammes und Christi angetraute[...] Ehefrau" verehrt. 1924 trennte sich die altkatholische Bischofskonferenz in Bern von den Mariaviten.
Nach eigenen Angaben zählten die Mariaviten 1930 100.000 Mitglieder, darunter 30 Priester und 3 Bischöfe (Kowalski als Erzbischof). Sie gliederten sich in 68 Pfarreien, 38 Kuratien, 77 Kirchen und 80 Pfarrschulen. Des Weiteren zählten die Mariaviten 500 Schwestern in 7 Frauenklöstern und betreuten 12 Waisenhäuser sowie 68 Altersheime.
Literatur
ALGERMISSEN, Konrad, Mariawiten, in: Lexikon für Theologie und Kirche 6 (1934), Sp. 922 f.
HINTZEN, Georg, Mariaviten, in: Lexikon für Theologie und Kirche3 6 (1997), Sp. 1363 f.
Empfohlene Zitierweise
Mariaviten, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 1931, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/1931. Letzter Zugriff am: 18.04.2024.
Online seit 25.02.2019.
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