Kamillianer

Als "Kamillianer" wurden die 1582/86 vom heiligen Kamilius gegründeten und 1591 durch Gregor XIV bestätigten "Regularkanoniker vom Krankendienst" ("Clerici regulares infirmis ministrantes") bezeichnet, die in den romanischen Ländern als "Väter vom guten Tod" oder als "Agnonizanten" bekannt waren. Neben den Gelübden der Armut, Ehelosigkeit und des Gehorsams legten die Kamillianer das Gelübde zum Dienst an den Kranken, auch unter Lebensgefahr, ab. Der Orden konnte sich im Anschluss an das Konzil von Trient weit ausbreiten, unterlag aber fast völlig den Folgen der napoleonischen Säkularisation. Nachdem in der Mitte des 19. Jahrhunderts von Verona aus eine Neubelebung der Kamillianer ausging, konnten sie 1903 eine deutsche Provinz mit dem Provinzialat in Essen einrichten. Diese zählte Anfang der 1930er Jahre ca. 100 Priester.
Nach Berlin kamen die Kamillianer auf Wunsch des Charlottenburger Pfarrers Bernhard Lichtenberg: 1916 kam mit Pater Joseph Schlemmer der erste Kamillianer nach Berlin und übernahm die Krankenseelsorge der Charlottenburger Krankenanstalt. Lichtenberg regte 1921 die Gründung eines Pfarrrektorats für die Kamillianer am Friedrich-Karl-Platz, heute Klausenerplatz, in Charlottenburg an. Auch durch die Unterstützung Pacellis stimmte die Religiosenkongregation der Übernahme der Kuratie durch die Kamillianer zu. Diese übernahmen sodann die Seelsorge in einer Notkirche im ehemaligen Reitstall der Gardekürasserie in der Magazinstraße, heute Neufertstraße. Als erster Kuratus wurde der Kamillianerpater Hubert Beckers am 16. Juli 1922 eingeführt. 1932 wurde die St. Kamillus-Kirche am Friedrich-Karl-Platz eingeweiht – das Gebäude, eine sogenannte Hochbaukirche, vereint die Kirche, ein Seniorenheim, eine Kindertagesstätte sowie ein Gemeindehaus unter einem Dach.
Literatur
50 Jahre St. Kamillus Berlin. Joachim Kardinal Meisner, Gotteshaus und Krankenhaus unter einem Dach, S. 3-7; Den Alten und Kranken stets nahe, in: Petrusblatt Nr. 37 vom 10. September 1983, S. 8-12, in: www.doncamillo.de (Letzter Zugriff am: 07.03.2018).
FRINGS, Christian, Kamillianer, in: Lexikon für Theologie und Kirche3 5 (1996), Sp. 1158 f.
HEIMBUCHER, Max, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Bd. 2, Paderborn 31934, ND München / Paderborn / Wien 1965, S. 114-119, 664 f.
HUBER, Gerhard, Geschichte der Deutschen Ordensprovinz der Kamillianer. Kurzdarstellung anhand der Provinzchroniken, Essen 1979, in: www.doncamillo.de (Letzter Zugriff am: 07.03.2018).
SANNAZZARO, Piero / LIPPI, Sara, Ministre degli Infermi di S. Camillo, in: Dizionario degli Istituti di Perfezione 5 (1978), Sp. 1362 f.
WIESEN, Wilhelm, Kamillianer, in: Lexikon für Theologie und Kirche 5 (1931), Sp. 763 f.
Empfohlene Zitierweise
Kamillianer, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 315, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/315. Letzter Zugriff am: 18.04.2024.
Online seit 14.05.2013, letzte Änderung am 26.06.2019.
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