Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften

Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (KWG) wurde 1911 aus Anlass des 100jährigen Jubiläums der Universität zu Berlin (heute Humboldt-Universität) als private Einrichtung gegründet, um der wachsenden internationalen Konkurrenz zu begegnen. Erster Präsident war der evangelische Theologe Adolf von Harnack. Bereits 1915 bekam das erste Mitglied der Gesellschaft den Nobelpreis verliehen. In kürzester Zeit gründete die KWG Institute (Kaiser-Wilhelm-Institute, KWI) für Chemie, Biologie, Arbeitspsychologie, Kohlen- und Eisenforschung, Deutsche Geschichte und Physik. Daneben wurden bestehende Institute übernommen wie ein Institut für Aerodynamik in Göttingen oder die Bibliotheca Hertziana in Rom. Im Ersten Weltkrieg führten mehrere Institute kriegsrelevante Forschungen durch, wie das KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie, das sich auf Giftgas fokussierte.
Nach dem Ersten Weltkrieg verhängten die Siegermächte einen Boykott gegen deutsche Wissenschaftler, die aus internationalen Forschungsgemeinschaften und Netzwerken ausgeschlossen wurden. Die KWG, die es ablehnte, ihren Namen nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs zu ändern, musste sich daher auf Projekte in neutralen oder verbündeten Ländern bzw. im Inland beschränken. In den 1920er Jahren entstanden vor allem Institute im Bereich der Ersatzstoffforschung wie Metallforschung, Faserstoffchemie und Silikatforschung. Der erste internationale Kongress nach dem Ende des Boykotts war der 5. Internationale Kongress für Vererbungswissenschaften, den das KWI für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik 1927 ausrichtete.
Architektonisch prägte die KWG Berlin-Dahlem, insbesondere durch das 1929 fertiggestellte Tagungs- und Gästehaus "Harnack-Haus", das zum Kristallisationspunkt des sogenannten Dahlem-Mythos wurde. Die Nachfolge-Institution der KWG ist die 1948 gegründete Max-Planck-Gesellschaft. Max Planck (1858-1947) war ab 1930 Nachfolger von Harnacks Präsident der KWG.
Literatur
Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, in: Lemo. Lebendiges Museum Online, in: www.dhm.de (Letzter Zugriff am: 21.09.2018).
Max-Planck-Gesellschat. Unsere Geschichte, in: www.mpg.de (Letzter Zugriff am: 26.02.2019).
HENNING, Eckart, Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften. Von ihrer Gründung bis zur Liquidation (1911-1960), in: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte (NF) 25 (2015), S. 83-109, hier 83-96.
Empfohlene Zitierweise
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 3520, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/3520. Letzter Zugriff am: 24.04.2024.
Online seit 20.01.2020.
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