Schwestern vom Heiligen Kreuz in Rorschach

Der Kapuziner Theodosius Florentini gründete 1844 in Altdorf die Kongregation der Lehrschwestern vom Heiligen Kreuz, die 1845 ihre Lehrtätigkeit in Menzingen aufnahmen. Von Menzingen aus wurden zahlreiche Mädchenschulen in der Schweiz gegründet. 1854 wurde das Töchterpensionat von Zizers nach Rorschach am Bodensee verlegt, wo seit 1853 sieben Mädchen in den Realfächern unterrichtet wurden. 1854 wurde ein Institut der Lehrschwestern bestehend aus einer Schule und einem Internat eröffnet. 1878 erhielt das Institut den Namen Stella Maris (lat. Meeresstern - eine Anrufung Mariens, insbesondere der Seeleute). Der Bau der Schule wurde wegen steigender Schülerinnenzahlen mehrfach erweitert. Zwischen 1912 und 1914 entstand ein schlossartiger Neubau, der das Institut bis 1969 beherbergte. Das Institut führte seit seiner Gründung eine Sekundarschule. 1915 wurde das Angebot um eine sechsklassige Primarschule, eine zweijährige Handelsschule mit Diplomabschluss, einen Sprachkurs für fremdsprachige Schülerinnen und einen hauswirtschaftlichen Jahreskurs erweitert.
Am 22. November 1918 siedelte Pacelli wegen der Revolution in München auf Anraten von des Münchener Erzbischofs Michael von Faulhaber in das Institut Stella Maris nach Rorschach über. Als offiziellen Grund gab er gesundheitliche Probleme an, die er auskurieren wolle. In der Tat war Pacelli an der Spanischen Grippe erkrankt. Er wurde von Schwester Pasqualina Lehnert nach Rorschach begleitet. Der Nuntius kehrte am 31. Januar 1919 nach München zurück. Vom 20. Mai 1919 bis zum 8. August 1919 hielt sich Pacelli erneut in Rorschach auf.
Ab 1925 verbrachte er bis zu seiner Papstwahl fast jährlich ca. ein bis drei Monate im letzten Jahresdrittel in Rorschach: vom 15. Oktober bis 27. Dezember 1925, vom 20. September bis 26. Dezember 1926 - mit Unterbrechung vom 14. Oktober (Dokumente Nr. 16093 und Nr. 16094) bis spätestens zum 20. November (Dokument Nr. 285) -, vom 13. Oktober bis 28. Dezember 1927, vom 7. bis 22. Januar 1928, vom 15. September bis 26. November 1929, vom 15. September bis 17. Oktober 1930, vom 6. bis 22. Oktober 1931, vom 21. September bis 15. Oktober 1932, vom 18. September bis 10. Oktober 1933, vom 1. bis 31. Oktober 1935, vom 27 September bis 1. November 1937 und vom 27. September bis 29. Oktober 1938.
Pacelli war ab 1930 dem Institut als Kardinalprotektor der Lehrschwesternkongregation verbunden und behielt dieses Amt auch als Pius XII. weiter. Nachdem das Institut 1969 geschlossen wurde verkauften die Schwestern die Liegenschaften im Jahr 2000 an den Kanton. Heute beherbergt das weiterhin so genannte Haus Stella Maris Teile der Pädagogischen Hochschule St. Gallen.
Literatur
100 Jahre Stella Maris Rorschach 1854-1954, Rorschach 1954, S. 129-131.
Berichterstattung der Berliner Nuntiatur während Pacellis Aufenthalt in Rorschach vom 15. Oktober bis 27. Dezember 1925; Schlagwort Nr. 1460.
CHENAUX, Philippe, Pie XII. Diplomate et pasteur (Histoire Biographie), Paris 2003.
Diplomatischer Status der Münchener Nuntiatur im Verlauf der Revolution in Bayern, Schlagwort Nr. 4029.
FELDKAMP, Michael F., Pius XII. und Deutschland, Göttingen 2000, S. 33-35.
FROMHERZ, Uta Teresa, Menzinger Schwester, in: Helvetia Sacra VIII, Bd. 2: Die Kongregationen in der Schweiz 19. und 20. Jahrhundert, bearb. von Yvon BEAUDOIN, Basel 1998, S. 278-315 hier 284 f.
FROMHERZ, Uta Teresa / SAMPERS, Andrea, Insegnanti della Santa Croce, dette anche "Suore di Menzingen", in: Dizionario degli Istituti di Perfezione 4 (1977), Sp. 1714-1717.
HEIMBUCHER, Max, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Bd. 2, Paderborn 31934, ND München / Paderborn / Wien 1965, S. 42 f.
SCHAD, Martha, Gottes mächtige Dienerin. Schwester Pascalina und Papst Pius XII., München 22008, S. 23 f.
Schwestern vom Heiligen Kreuz; Schlagwort Nr. 19030.
Empfohlene Zitierweise
Schwestern vom Heiligen Kreuz in Rorschach, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 9026, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/9026. Letzter Zugriff am: 29.03.2024.
Online seit 02.03.2011, letzte Änderung am 10.09.2018.
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