Reichstagswahlen vom 24. Mai 1924

Am 4. Mai 1924 fanden die Wahlen zum zweiten Reichstag statt. Die Wahlbeteiligung lag bei 77,4 Prozent. Gewinner waren infolge der schweren politischen und ökonomischen Krisen des Jahres 1923 die extreme Rechte und Linke.
Die Parteien der "Weimarer Koalition" konnten zusammen nur auf 39,6 Prozent der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen und stellten 193 der insgesamt 472 Abgeordneten. Dabei entfielen 100 Mandate (20,5 Prozent der Stimmen) auf die Sozialdemokraten (SPD), 28 (5,7 Prozent) auf die Deutsche Demokratische Partei (DDP) und 65 (13,4 Prozent) auf das Zentrum. Die SPD, die 1922 durch die Vereinigung mit der Rest-USPD 68 Abgeordnete hinzugewonnen hatte, verlor im Vergleich zur Reichstagswahl vom 6. Juni 1920 71 Mandate, die DDP 11 Abgeordnete während das Zentrum seinen Stimmenanteile nahezu unverändert halten konnte. Auch die zuvor an der Regierung beteiligte Deutsche Volkspartei (DVP) verlor 20 Mandate und kam auf 45 Sitze (9,2 Prozent).
Die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) gewann 24 Mandate bzw. 4,4 Prozent hinzu und wurde mit 95 Mandaten (19,5 Prozent) zweitstärkste Fraktion. Der ihr nahestehende Landbund kam auf 10 Mandate (2,0 Prozent). Der Zusammenschluss der extremen Rechten, die Nationalsozialistische Freiheitspartei, errang 32 Mandate (6,5 Prozent) und zog damit erstmals in den Reichstag ein.
Die Kommunistische Partei (KPD) dagegen konnte 12,6 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen und stellte 62 Abgeordnete, was einen Gewinn von 58 Mandaten bzw. 10,5 Prozent bedeutete. Die Unabhängigen Sozialdemokraten (USPD), die sich weder der SPD noch der KPD angeschlossen hatten, erreichte nur 0,8 Prozent der Stimmen und versanken ohne Mandat in der Bedeutungslosigkeit.
Die Wirtschaftspartei bzw. der Bayerische Bauernbund kamen auf 10 Mandate (2,4 Prozent), die Deutsch-Hannoversche Partei auf 5 (1,1 Prozent). Die Bayerische Volkspartei vereinigte 3,2 Prozent der Stimmen auf sich (16 Mandate). Die sonstigen Parteien kamen auf 3,1 Prozent, wobei es der Deutschsozialen Partei gelang, 4 Mandate zu erobern.
Wie schon 1920 bewirkte die Schwächung der "Weimarer Koalition" Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung. Der Hauptstreitpunkt war der Dawes-Plan, der eine Integration der DNVP in die Regierung verhinderte. Da die SPD als Wahlverlierer nicht dazu bereit war, sich an einer Regierung zu beteiligen, wurde das bisherige bürgerliche Minderheitenkabinett aus DDP, DVP und Zentrum der vorhergehenden Legislaturperiode unter Reichskanzler Wilhelm Marx (Zentrum) formell neu gebildet.
Literatur
FALTER, Jürgen / LINDENBERGER, Thomas / SCHUMANN, Siegfried, Wahlen und Abstimmungen in der Weimarer Republik. Materialien zum Wahlverhalten 1919-1933 (Statistische Arbeitsbücher zur neueren deutschen Geschichte), München 1986, S. 41.
KOLB, Eberhard, Die Weimarer Republik (Oldenbourg Grundriss Geschichte 16) München 72009, S. 80 f., 316.
Empfohlene Zitierweise
Reichstagswahlen vom 24. Mai 1924, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 18131, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/18131. Letzter Zugriff am: 29.03.2024.
Online seit 20.12.2011, letzte Änderung am 25.02.2019.
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