Internationale Demokratische Friedenskongresse

Die Internationalen Demokratischen (Friedens-)Kongresse gingen von der von Marc Sangnier gegründeten Bewegung "Le Sillon" (die Furche) aus. Sangnier hatte diese 1894 ins Leben, 1910 hatte Pius X. sie verurteilt.
Im Dezember 1921 tagte in Paris der erste "Internationale Demokratische Kongress", bei dem von deutscher Seite die Deutsche Friedensgesellschaft, die Weltjugendliga sowie der Friedensbund Deutscher Katholiken vertreten waren.
1923 (Dokument Nr. 13524) fand vom 4. bis 8. August ein erster Kongress auf deutschem Territorium in Freiburg im Breisgau statt. Allein schon sein Zustandekommen während Rheinlandbesetzung und Ruhrkrise kam einer Sensation gleich. An dem Kongress nahmen über 740 Personen aus 23 Ländern teil, die meisten (554) aus Deutschland, 125 aus Frankreich. Im gemeinsamen Schlusskommuniqué forderten die Teilnehmer, dass das Deutsche Reich in den Völkerbund aufgenommen, die Reparationsfrage dem Völkerbund übertragen und die Rheinlandbesetzung aufgehoben werden solle, sobald das Reich garantiert habe, seinen Verpflichtungen nachzukommen.
1926 (Dokument Nr. 16370) fand der sechste Kongress (nun explizit als Friedenskongress bezeichnet) im Rahmen eines "Freundschaftsmonats" auf einem Anwesen Sangniers in Bierville bei Paris vom 16. bis 22. August statt; 6.000 Menschen nahmen teil. Das Thema lautete: "Der Friede durch die Jugend". Von deutscher Seite waren insbesondere Vertreter des Quickborn anwesend, die einen Teil der Anreise zu Fuß zurücklegten und bereits in Reims und Rouen Zeichen des Friedens setzten.
1927 (Dokument Nr. 1726) fand der siebte Kongress vom 3. bis 11. September in Würzburg statt; innerhalb dieser Woche wurde zudem am 9. September zu einer Friedenstagung auf die Burg Rothenfels eingeladen. An der Hauptkundgebung nahmen 5.000 Gäste teil. Themen waren die Räumung des Rheinlands, die Kriegsdienstverweigerung, Kapitalismus und Kolonialismus, Tierrechte und der "Vegetarismus".
Literatur
BARRY, Gearóid, Marc Sangnier and "the Other Germany". The Freiburg International Democratic Peace Congress and the Ruhr invasion, 1923, in: European History Quaterly 41,1 (2011), S. 25-49.
Compte-rendu complet du 3ème congrès démocratique international à Fribourg, in: La Démocratie N. S. 1923, S. 433 ff.
HOCHSTUHL, Kurt, Gegen Säbelrasseln und revanchistische Tiraden: Der Internationale Friedenskongress 1923 in Freiburg, in: Jahrbuch des Historischen Vereins Württembergisch Franken 86 (2002), S. 601-608.
LOTH, Wilfried, Von Westfalen nach Frankreich. Franz Stock und der Weg zum Zweiten Vatikanischen Konzil, in: HENKELMANN, Andreas / KÖSTERS, Christoph / OEHMEN-VIEREGGE, Rosel / RUFF, Mark Edward (Hg.), Katholizismus transnational. Beiträge zur Zeitgeschichte und Gegenwart in Westeuropa und den Vereinigten Staaten, Münster 2019, S. 147-165, hier 149.
PROBST, Josef, Die Tage von Bierville: der VI. Internationale Demokratische Friedenskongreß verbunden mit Internationalem Freundschaftsmonat der Jugend, im Schloß und Park von Bierville bei Paris vom 1. bis 29. August 1926. Deutscher Bericht nach amtlichen Unterlagen und Zeugnissen von Freunden und Gegnern, Würzburg 1926.
RUSTER, H., Der VII. internationale Demokratische Friedenskongreß, in: Die Friedens-Warte 27, No. 10 (Oktober 1927), S. 292-296.
Sangnier, Marc; Biographie Nr. 19092.
TIEMANN, Dieter, Deutsch-französische Jugendbeziehungen der Zwischenkriegszeit, Bonn 1989, S. 65-84.
Empfohlene Zitierweise
Internationale Demokratische Friedenskongresse, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 2171, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/2171. Letzter Zugriff am: 29.03.2024.
Online seit 25.02.2019, letzte Änderung am 26.06.2019.
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