Dokument-Nr. 11078
Toscani, Giuseppe an Pius XI.
Aalen, 19. Februar 1923
Möchte Se. Heiligkeit vor Alem [sic] um Entschuldigung bitten, wenn ich mit einer Bitte lästig falle. Es fält [sic] mir schwer, aber die Zeit heute in Deutschland zu leben zwingt dazu.
Wir sind eine arme italienische Arbeiters-Familie aus Udine, lebe schon seit 19 Jahren in Deutschland, meine erste Frau starb vor 4 Jahren, meine zweite Frau kränkelt seitdem, dass sie ein Kind geboren hat u. auch das Kind, weil wir zu wenig Milch haben, das sind die Folgen von jahrelanger Unterernährung. Ausserdem haben wir noch einen alten Vater von 73 Jahr zu ernähren, der Kehlkopfleident [sic] ist u. könen [sic] ihm die nötigen Medikamente u. den Arzt nicht erschwingen. Zu allem Unglük [sic] war ich auch noch 4 Wochen krank an Gelenkreumathismus, der mich alle Jahre ans Bett feselt [sic] u. muste [sic] dabei 9000 Mark Schulden machen.
Wir können diese Summe heute unmöglich wieder zurückerstatten, da wir nicht mehr verdienen, was wir nur notwendig zum Leben brauchen, an Wäsche, Kleider u. Schuhe ist nicht mehr daran zu denken
Nun möchte ich Seine Heiligkeit von ganzem Herzen bitten auch unser zu gedenken u. uns ein kleines Scherflein zu kommen zu lassen, wofür wir von ganzem Herzen ewig dankbar wären
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Ich wende mich selbst an seine Heiligkeit, da schon so viele wohlthätige Spenden vom Hlg. Vater Papst Benedikt nach Deutschland gekommen sind, aber an uns noch nie etwas gekommen ist.In aller Ehrfurcht
Toscani Giuseppe