Dokument-Nr. 18839
Ansprachen Seiner Excellenz, des hochwürdigsten Herrn Bischofs Kessler aus Tiraspol, z. Z. in Berlin, gelegentlich des Triduums für katholische Russen in Berlin vom 2. bis zum 5. April 1925. [Berlin], 02. April 1925
Gelobt sei
Liebe Christen, Seine Eminenz, der Hochw-ste Herr Kardinal Bertram, Bischof der Diäzese [sic] Breslau, zu der auch Berlin zählt, ersuchte mich diese Vorträge zu eröffnen. Bereitwillig komme ich hiermit diesem Wunsche nach, indem ich zugleich einige einleitende Worte an Euch richte.
Als unser göttliche [sic] Erlöser nach seiner Auferstehung zum dritten Male seinen Aposteln erschien, richtete er an Petrus diese Frage[:] "Simon, Sohn des Jonas, liebst Du mich?" Petrus antwortete: "Ja, Herr, du weisst, dass ich dich liebe". Jesus sprach zu
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ist genug ein ehrlicher und rechtschaffener Mensch zu sein".
Als ob der Glaube von der Sittlichkeit getrennt werden könnte. Letztere fliesst vielmehr aus
dem Glauben. Aber auch der Glaube kann ohne die gute Sitte nicht bestehen. Eines ist mit dem
anderen unzertrennlich verbunden. Darum sagt die Schrift: "Der Gerechte lebt aus dem
Glauben". Wie leicht kan [sic] auch der beste Christ mitten so vieler und grosser Gefahren
unserer modernen Städten Schaden an seiner Seele leiden?[sic]2 Eine Stärkung im Glauben tut auch daher not und
ist doch auch sehr nützlich. Die Vorträge über das Dasein Gottes und die Unsterblichkeit der
Seele haben aber die Vertiefung und Befestigung eures hl. Glaubens zum Zweck. Besuchte sie
also fleissig, höret sie aufmerksam an, lasset euch von diesen Wahrheiten tief durchdringen,
dann werdet ihr grossen Nutzen daraus schöpfen für eure unsterbliche [sic]
Seelen.II. Zum Schluss der Feier.
Gelobt sei Jesus Christus!
Geliebte Christen,
Da der Hochw. Herr Prälat heute seine Vorträge abgeschlossen hat (morgen wird er noch eine Predigt über den Eucharistischen Christus halten), so möchte ich seinen Worten noch einiges hinzufügen. Vor allem danken wir dem Herrn Prälaten, weil er in so schönen Worten uns die Lehre über das Dasein Gottes, die Unsterblichkeit der menschlichen Seele und die Nachfolge Christi vorgetragen hat. Möge der liebe Gott ihm seine Mühe reichlich lohnen!
In dem zweiten Vortrag, an den ich hier anknüpfe, bewies uns der Herr Redner, dass mit dem Tode des Leibes nicht alles aus ist, dass nach ihm vielmehr ein Leben beginnt, das ewig dauert. Dieses gilt von dem physischen Leben der Seele. Die Seele des Christen hat aber noch ein anderes Leben, ein Leben der Gnade. Als Gott unsere Stammeltern schuf, bekleidete er sie mit dem herrlichen Gewand der Heiligkeit oder der heiligmachenden Gnade. Diese Gnade ist das übernatürliche Leben der Seele. Adam und Eva sollten mit der menschlichen Natur ihren Nachkommen auch das übernatürliche Leben der Gnade vererben. Leider übertraten sie Gottes Gebot und verloren die heiligmachende Gnade für sich und ihre Nachkommen. Hätte Gottes vielgeliebter Sohn sich nicht des gefallenen Menschengeschlechtes erbarmt und für dasselbe der Gerechtigkeit Gottes Genugtuung geleistet, alle Menschen wären auf ewig zu Grunde gegangen. Aber Christus hat nicht in diesem Sinne für die Menschen genug getan, als ob diese nicht auch selbst gute Werke verrichten müssten, um selig zu werden. Das behaupten die Protestanten. Dies ist jedoch ein verhängnisvoller Irrtum. Jesus Christus hat den Menschen den Himmel, der durch die Sünde Adams allen verschlossen wurde, durch sein Leiden wieder geöffnet und ihnen unschätzbare Gnaden verdient, die die Menschen sich zu Nutzen machen müssen, wenn sie ewig selig werden wollen. In der hl. Messe, wo er sich täglich opfert, im allerheiligsten Sakramente verdient er den Menschen noch immer unzählige Gnaden. Obwohl der Mensch jeglicher Gnade baar [sic] zur Welt kommt, so haben wir dennoch das Kleid der heiligmachenden Gnade damals erhalten, als wir getauft wurden. Durch die heiligmachende Gnade hat uns Gott zu seinem Tempel eingeweiht. Darum sagte der Völkerapostel allen Getauften: "Wisset Ihr nicht, dass ihr Tempel Gottes seid, und dass der Hl. Geist in euch wohnt?" 1.Kor.3.16. Schliesset daraus, welchen kostbaren Schatz uns Gott geschenkt hat, da er uns die heiligmachende Gnade eingegossen hat. Mit der Gnade der Heiligkeit hat Gott uns auch
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den hl. kath. Glauben geschenkt. Der Glaube ist aber
die Wurzel unserer Rechtfertigung. Indessen dieser Glaube war, solange wir noch nicht zum
Gebrauch der Vernunft gelangt waren, so zu sagen, ein schlummernder Glaube. Erst mit dem
Erwachen der Vernunft tritt an uns die strenge Pflicht heran, den Glauben in unseren Herzen
zu entwickeln, zu stärken. Dassselbe [sic] gilt von der heiligmachenden Gnade. Vor allem müssen wir
diese unschätzbaren Güter bewahren. Den lebendigen Glauben und die heiligmachende Gnade
verliert der Christ durch den Fall in die Todsünde. Welch ein schreckliches Übel muss daher
die Todsünde sein. Sie ist eigentlich das einzige Übel auf der Welt. Mit ihm können alle
anderen nicht verglichen werden. Darum hat uns der liebe Erlöser in dem Vaterunser gelehrt
um Bewahrung und Erlösung von diesem Übel täglich seinen himmlischen Vater zu bitten. Die
Todsünde ist der Tod des übernatürlichen Gnadenlebens der Seele. Indessen wi[e] gütig ist der
liebe Gott! Im Sakramente der Busse hat er uns ein Mittel an die Hand gegeben, von diesem
Uebel befreit zu werden und das übernatürliche Leben der heiligmachenden Gnade
wiederzuerlangen. Erkennet daraus, wie recht die hl. kath. Kirche hat, wenn sie ihre
Kinder immer wieder zum Empfang des Sakramentes der Busse und zur Hl. Kommunion anhält. Ja
sie hat strenge [sic] befohlen allen ihren Gläubigen, wenigstens einmal im Jahr, um die österliche
Zeit, die sich in dieser Diozäse [sic] von der Fasten [sic] bis zur hl. Dreifaltigkeit
erstreckt, zu beichten und die hl. Kommunion zu empfangen. Meine lieben Christen, kommet
diesem Gebote bereitwillig nach. Benützet die schöne Gelegenheit, die sich euch jetzt
darbietet, in eurer Muttersprache beichten zu können. Setzet die guten Vorsätze, die ihr in
diesen Tagen gefasst, ins Werk, wozu ich euch meinen bischöflichen Segen erteile.1↑Die Dokumente dieses Faszikels sind nicht paginiert. Stattdessen
wird hier ihre Nummerierung übernommen.
2↑Dieses [sic] bezieht sich
auf den fehlerhaften Satzbau.