Dokument-Nr. 1986
Müßig OFMCap, Marcus (Taufname: Georg): II. Jahresbericht der Drittordensgemeinde v. hl. Franciscus Crefeld. St. Dionysius- und Kapuzinerkirche. Krefeld, 31. Januar 1917
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Die Idee des hl. Franziscus, alle ernsten Christen, die in ihren weltlichen
Berufen den echten Geist des Evangeliums – den Geist der Brüderlichkeit, Einfachheit, Busse
und Glaubensinnigkeit – erstreben wollen, zu einem hl. "Orden" den dritten Orden
zusammenzuschliessen, gewinnt in unserer Zeit wieder neuen Boden. Man sieht immer mehr ein,
dass der Weltorden des Heiligen von Assissi [sic] – wie Leo XIII. so oft sagte – "das
geeigneste [sic] Mittel ist, die Welt zu einer wahren und gediegenen Befolgung des
Evangeliums zu führen." Im dritten Orden selbst, der lange Zeit hindurch zu wenig nach dem
ganzen Ideal des hl. Franciscus gelebt hatte, wird der wahre Franciscusgeist – vor
allem auch der Geist der franciscanischen Caritas immer stärker und lebendiger.Die Ordensgemeinde Crefeld zählte am 31. Dezember 1916 in den Pfarreien der Stadt 669, in den aussenliegenden Pfarreien 182 (Hüls 54, Fischeln 25, Oppum 11, Willich 8 u. a.) Mitglieder. Im Noviziat sind 109 Mitglieder. (Zum Ordensbezirk Crefeld gehören noch die selbständigen Ordensgemeinden Lobberich, Geldern, Lintfort, Uerdingen, Bockum, Breyell, Schiefbahn und Kempen mit i. g. 659 Tertiaren).
In der äusseren Organisation der Ordensgemeinde (Einteilung in Pfarrbezirke mit eignen Pfarrvorstehern, Pfarrvorsteherinnen und Bezirksordnerinnen) ist im letzten Jahre keine Aenderung getroffen worden. (S. I. Jahresbericht). Auch die Ordnung der religiösen Veranstaltungen, der Monatsversammlungen, des monatl. Novizenunterrichtes usw. ist wesentlich gleich geblieben. Für diejenigen, die Sonntags durch ihre Familie oder durch Berufs- und Vereinsarbeiten verhindert sind, am allgem. Unterricht teilzunehmen, ist ein besonderer Novizenunterricht eingerichtet worden; derselbe findet an jedem 2. Mittwoch im Monat statt (im Paulystift) – 4½ Uhr). Unsere allgemeine Ordenskasse (Kasse I), welche der Verwaltung der Ordensgemeinde, den gottesdienstlichen Aufgaben und der Sorge für die armen und kranken Mitglieder gilt, hatte am 31. Dezember 1916 ungefähr denselben Bestand wie im vorigen Jahr: 1.306,61 M.
Unsere caritative Arbeit, besonders die Tätigkeit der "Hauspflege- und Hilfsvereinigung" (St. Elisabeth-Sektion) hat wiederum erfreulichen Fortschritt genommen. Die Zahl der frei-
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willigen
Helferinnen, die uns ihre Opferstunden so bereitwillig zur Verfügung stellen, und die mit
unserer eifrig tätigen Berufspflegerin einheitlich zusammenarbeiten, beträgt 77. In
115 Fällen haben wir helfen können (149 Fälle waren uns gemeldet worden). Auf die
Berufspflegerin entfallen 1.221 Stunden ohne Krankenpflege, 678 Stunden
Krankenpflege, 48 ganze Nachtwachen und 325 Besuche. Die freiwilligen Helferinnen
haben im ganzen 5.240 Stunden für unsere Aufgaben geopfert (2.551 Stunden für
Putzen, 596 Stunden für Waschen, 193 Stunden für Nähen, Stopfen und Flicken,
190 Stunden für Bügeln und 1.710 Stunden Nachtwachen). Für 23 Familien ist
ausserdem an 1.754 Tagen das Essen besorgt worden. Bis 1. Dezember 1916 haben 3,
vom 1. Dezember an 1 Waschanstalt wöchentlich eine Familienwäsche unentgeltlich
übernommen. – An Weihnachten konnten wir 63 Familien mit ca. 600 Kleidern und
Wäschestücken beschenken.Unsere Caritaskasse (für Hauspflege- und Hilfsvereinigung) hatte am 31. Dezember 1915 einen Bestand von 1.022,01 M. Es kamen hinzu als Einnahmen 5.230,88 M. – und zwar aus Beiträgen der Tertiaren 396,38 M., aus testament. Vermächtnissen 1.667 M., aus freiwilligen dem Ordensdirektor übersandten Almosen 1.600 M., aus der Weihnachtsausstellung 150 M., aus den Beiträgen der ausserordentlichen Mitglieder der Hauspflegevereinigung 1.410,50 M. – Die Ausgaben betrugen 2.606,35 M. – darunter 829 M. für die Berufspflegerin, 1.083,24 M. für Anschaffung von Kleider- und Wäschestoff, für Wäscheauslagen, für Kranke u. a. Der Bestand am 31. Dezember 1916 war 3.696,44 M. Davon sind 2.500 M. angelegt für das geplante Franziskushaus, das eine Centrale unserer Caritas und ein Heim für ältere alleinstehende Personen und für pflegebedürftige Tertiaren werden soll.
Wir schliessen den Jahresbericht mit dem innigen Wunsche, dass sich noch immer mehr katholische Männer und Frauen der grossen Drittordensbewegung anschliessen, dass in der Drittordensgemeinde Crefelds die herrliche Elisabetharbeit noch immer mehr Wohltäter und Helferinnen finden möge.
P. Marcus, O. M. Cap.
Drittordensdirektor
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P.S. Auskunft über den Dritten Orden im allgemeinen erteilen die Pfarrvorsteher und
Pfarrvorsteherinnen:
in St. Anna: | Heinr. van Nooy, | Frl. Pesch, |
in St. Dionys: | Heinr. Schlösser (I. Vorst.) | Frl. Peters |
in St. Johann: | Wilhelm Doppelfeld | Frl. Hartwig |
in St. Joseph: | Jak. Buschmann | Frl. Baurmann (I.Vorst.) |
in St. Marien: | Jak. Heckhausen | Frl. Laufmann |
in St. Stephan: | Wilh. Stocken | Frl. Stemmer. |
In St. Anna: Frl. K. Pesch (Inratherstr. 63), in St. Dionys: Frau Sommer (Wilhelmstr. 36), in St. Johann: Frl. Sib. Heß, Berufspflegerin (Leysnerstr. 7), in St. Joseph: Frau Berting (Oberstr. 161), in St. Marien: Frl. Hel. Maurenbrecher (Hofstr. 63), in St. Stephan und St. Elisabeth: Frau Driessen (Ostwall 131) und Frl. H. Roßmühlen (Mariannenstr. 43). St. Johann: Frl. Hartwig (Gladbacherstraße 108).