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                            Dokument-Nr. 19398
                         
                        
                        Seiner Eminez Päpstlicher Nunzius!
Herr Exelenz!
Ich bite untertänigst mir zu verzeien, wenn ich mich nochmals an heilige Stelle heranwage, [ein Wort unlesbar und durchgestrichen] an Seiner Eminenz. Ich habe durch einen Eilbrief meine Anliegen, und schwer heimgesuchte Lage, Seiner Eminenz bereits mitgetheilt. Ich gehöre auch zu jehenen, die reich waren, und durch die Ruhrbesetzung und dem Zusammenbruch des deutschen Reiches, um Hab und Gut, und um mein großes Vermögen an Gelt gekommenich mir vom Kloster aus
        mir mitgetheilt wurde gewissermase auch Ordensfrau im driten Orden des hl Franziskus wären,
        und ein rein Geistliches Leben führen, von der Kirche helfen. Wenden Sie sich an den
        Apostolischen Nunzius nach Berlin, und ersuchen, Sie Seiner Eminenz möge sich Ihrer so
        traurichen und unbedingt schweren Lage helfen und annehmen. Und Ihnen bei Seiner Heilichkeit
        , w. Wie mir die Oberin gesacht hat. Wenn ich diese Sume noch zahle
        werde ich mit einem Schriftlichen Vertrag für Lebensdauernt hir aufgenommen. Ich bite nun
        Seiner Eminenz Gnade mir beim heiligen Vater2
                            
In der Erwartung einer Gnädichen Hülfe hoffent zeichnet in Untertänigster Hochachtung
Louise Weber
St Erzsebet Korhaz Fö utza 41, II. Bezirk Budapest, Ungarn3 
                        Aufgrund der Vielzahl an grammatischen, syntaktischen und orthographischen Fehlern durch
        den Verfasser dieses Dokuments wurde darauf verzichtet, sie jedes Mal mittels eines [sic]
        als solche zu kennzeichnen. 
                        
                             
                        
                             
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    Dokument-Nr. 19398
Weber, Louise an Pacelli, Eugenio
 an Pacelli, Eugenio
Budapest, 24. August 1928
                        Herr Exelenz!
Ich bite untertänigst mir zu verzeien, wenn ich mich nochmals an heilige Stelle heranwage, [ein Wort unlesbar und durchgestrichen] an Seiner Eminenz. Ich habe durch einen Eilbrief meine Anliegen, und schwer heimgesuchte Lage, Seiner Eminenz bereits mitgetheilt. Ich gehöre auch zu jehenen, die reich waren, und durch die Ruhrbesetzung und dem Zusammenbruch des deutschen Reiches, um Hab und Gut, und um mein großes Vermögen an Gelt gekommen
240v
 bin. Ich
        mußte nun nach Budapest flüchten zu meinem Bruder der mich hir in ein Kloster, was ein
        Damenheim ist, <gab> und sorgte so treu und edel auf daß Gewissenhafteste für mich. Er
        wurde aber plötzlich sehr krank und starb auch gleich. Ich stehe nun gänzlich verlassen ohne
        Mittel mit 63 Jahren, in fremden Lande, den da ich Reichsdeutsche bin, habe ich hir von
        keiner Seite etwas zu hoffen. Zu alle diesen schweren Schiksalschlägen kommt noch daß
        größte. Daß Kloster hat mir erklärt Sie können mich da ich nicht mehr zahlen kann, fernerhin
        nicht mehr behalten, ich soll suchen anders wo hinzukommen oder ich solle zahlen. Auserdem
        bekam ich auch eine Warnung von der Polizei, wenn ich kein festes Heim für Lebensdauernt im
        Kloster schriftlich aufweisen kann, verfällt 241r
 meine
        Aufenthaltsbewilichung sofort und ich werde ausgewisen. Daß hat man mir bereits Amtlich
        zugeschikt. Da ich mich als Deutsche nur an die Gesantschaft wenden kan, so sagt mir der
        Herr Gesante folgende Worte. Mein Kind, sachte der Hohe Herr Graf Freiherr von Schön der
        deutsche Gesante hir in Budapest. Lassen Sie sich da Sie, wie 241v
 dem Heilichen Vater ein Fürsprecher und Vermitler sein. Er
        sachte weiter der hl. Vater erhält so viele Klöster. Er kann auch einem so schwer
        heimgesuchten, und verlassenen Kinde helfen. Ja Er sachte sogar Es sei ja ein Seelenpflicht.
        Er sachte weiter die deutsche Gesantschaft kan mit Gelt Ihnen nicht helfen. Er sachte es sei
        gänzlich ausgeschloßen. Aber in ein armen Haus wo alles Lutherischer Religion ist, und die
        Zustände dort so schreklich sind da alles überfüllt ist können wir Ihnen thun. Sie werden
        aber dort gleichsam in einer Hölle leben und sehr unglüklich sein. Zumal Sie doch lange Zeit
        im Kloster gelebt haben und eine Geistliche Persohn sind, der Herr
        242r
 Graf und Gesante sachte sogar. Mein Kind Sie würden mir
        leit [ein unslebarer Buchstabe] thun, da Sie ja doch aus angesehener reicher und sehr
        frommer Familie stammen, den in diesen Häusern, die ja alle Staatlich erhalten werden, muß
        man sich auch den Verhältnißen und dem Geiste dort anpassen, der nihts wenicher als rein
        katolisch noch fromm ist. Seiner Eminenz bite ich geruhent mich zu verstehen. Ich führe
        jetzt mit den Schwestern ein Geistliches Leben. Bete gemeinschaftlich daß ganze Ofiziunn in
        Lateinisch mit Ihnen laut mit lebe gänzlich zurükgezogen in Arbeit der Kirchenornamente für
        daß Kloster. Un nun soll ich plötzlich in ein Armenheim??? 242v
        unter Brimitife Karaktere und alles Prodestandisch Gleichsam aus dem Geistlichen Leben
        ausgestoßen. Der Gedanke daran ist mir schon fürchterlich. Wird der liebe gute Gott daß
        zugeben?? Und doch wird es so werden wenn mir nimand hilft. Den hir im Kloster behält man
        mich nicht wenn ich nicht zahle. Da ich nun ein großes Kapithal im Kloster [ein unslebarer
        Buchstabe] gezalt habe seit ich hir bin so bedarf es nur mehr einer Zalung für 10 Jahre
        noch243r
meine Lage vorzustellen und Seiner Heilichkeit
        den Heiligen Vater fürbitent gerufen um Hülfe für mich anzuflehen. Ich bite nochmals im
        Namen Jesu und der lieben Muttergottes Seiner Eminenz Gnade gerufen mir ein
            Barmherziger Samaritan und rettender Engel zu sein. O der liebe Gott der
        Seine Ihm geweihte Seele kent, … wird es im Himel reichlich vergelten. Beim Heiligen Vater
        bin <ich> bei Gott selbst. Und wo soll ich noch um Hülfe biten als hir?
        Ich kann mir mein Brod da ich 63 Jahre bin und ein Leiden habe da ich Operirt wurde
        <nicht mehr verdienen>. Ich bite Inständich mit meinen Thränen um eine
        Gnädiche Hülfe. Die Herrn Geistlichen 243v
die hir vunggiren
        sind gerne bereit (alle) ein Zeugniß über mich Seiner Eminenz auzustellen wenn es verlangt
        wird. Da die Gesantschaft so wie die Ungarische Behörde so wie auch daß Kloster wissen will
        ob der Heilige Vater mir helfen will, da eins vom Anderen mit der Aufenthaltsbewilichung
        abhängt. So bite ich Seiner Eminenz geruhent mir eine gefäliche Antwort zu geben, und den
        Betrag an mich zu senden da ich noch im Kloster bleiben kann bis ich Hülfe bekomme.In der Erwartung einer Gnädichen Hülfe hoffent zeichnet in Untertänigster Hochachtung
Louise Weber
St Erzsebet Korhaz Fö utza 41, II. Bezirk Budapest, Ungarn3
1↑In der linken oberen Ecke findet sich der Zusatz:
            "Jesus.Maria.Josef."
                            
                            2↑Anmerkung am linken Rand: "Ich hatte in meinem
            ersten Briefe ein Schreiben von Seiner Exelenz dem Herrn Bischof von hir über mich
            eingelegt"
                            
                            3↑Anmerkung am Rand: "Ich bite mir zu verzeien wenn ich solte durch mein zueites Schreiben
            belästichen. Da man mich sehr drängt und man die Antwort wissen will, rith man mir nochmalz
            zu schreiben."
                            
                        