Dokument-Nr. 15581
Pfeiffer, Anton an Pius XI.
München, 05. Dezember 1924

Euere Heiligkeit!
Heiligster Vater!
Die überaus grosse väterliche Güte, mit der Euere Heiligkeit im Januar dieses Jahres zu dem ehrfurchtvollst Unterzeichneten über die Fürsorge des Heiligen Vaters für die notleidenden Kreise in Deutschland sprach, ermutigt ihn, dem Heiligsten Vater eine Bitte zu unterbreiten:
Seit mehreren Jahren hat der Unterzeichnete viele wohltätige Werke beobachten können, die Gerhard Freiherr von Pölnitz in München und seine Gattin aus warmem religiösen Empfinden heraus im Sinne wirklich katholischer Liebe getan haben. Krankenpflege-Anstalten katholischer Orden, besonders der Niederbronner Schwestern, in München, sind von Baron und Baronin Pölnitz seit langem in allen Notlagen unterstützt worden.
In seiner Eigenschaft als Direktor einer grossen Fabrik hat Baron Pölnitz - in Erkenntnis der besonderen Anforderungen an die Vertretungen des Heiligen Stuhles in Deutschland - sich bereit erklärt, den päpstlichen Nuntiaturen in München und Berlin alles zur Verfügung zu stellen, was während des Heiligen Jahres an Briefpapier, Schreibmaterialien und Briefumschlägen benötigt wird.
Das Franziskaner-Kloster St. Anna in München erfreut sich schon seit langer Zeit der besonderen Fürsorge der Familie von Pölnitz. Sowohl Lebensmittel für den Bedarf des Klosters wie auch Studienmaterial für die studierenden Kleriker wurden in reichem Masse überwiesen.
In den Zeiten der grössten Not konnte die St. Franziskus-Hilfe für verarmte Akademiker, die von einem hochwürdigen Pater dieses Klosters begründet ist und geleitet wird, jederzeit auf reiche Spenden aus dieser Hand rechnen und war besonders an hohen kirchlichen Fest-
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tagen in der Lage, durch diese Unterstützung Trost und Hilfe in viele Familien zu bringen.
Im Jahre 1922 stellten Herr und Frau von Pölnitz die Mittel zur Verfügung, um ein ganzes Jahr die tägliche Speisung von 60 katholischen Studenten zu sichern. Dem gleichen Kreis von katholischen Studenten wurde auch sonstige reiche Förderung gewährt, um mitzuhelfen, dass der katholische Volksteil trotz der wirtschaftlichen Not eine grössere Anzahl von akademisch gebildeten Führern bekommen könne.
Schliesslich sei noch erwähnt, dass allgemein für kinderreiche katholische Familien Münchens sowie für rein kirchliche Zwecke sehr viele Unterstützungen durch Baron und Baronin Pölnitz gegeben wurden.
Der ehrfurchtvollst Unterzeichnete fühlt sich durch den Wunsch nach gerechter Würdigung solcher Verdienste ermutigt, Euerer Heiligkeit die Bitte zu unterbreiten, diesem Baron Gerhard von Pölnitz und seiner Gattin durch Verleihung einer Ordensauszeichnung eine besondere Anerkennung zu gewähren. Eine sehr grosse Freude und besondere Auszeichnung war es für Baron und Baronin Pölnitz, als Beide mit dem Unterzeichneten zusammen im Januar dieses Jahres vom Heiligen Vater empfangen wurden. Die Familie von Pölnitz ist im öffentlichen und religiösen Leben Bayerns wohl bekannt und Baron Gerhard und seine Gattin folgen würdig dem Vorbilde ihrer Ahnen nach.
Indem der Unterfertigte es wagt, Euere Heiligkeit um die Gnade des päpstlichen Segens anzuflehen, verharrt er in tiefster Ehrfurcht
als
Euerer Heiligkeit alleruntertänigster
treugehorsamster Sohn und Diener
Dr. Anton Pfeiffer.
Empfohlene Zitierweise
Pfeiffer, Anton an PiusXI. vom 05. Dezember 1924, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 15581, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/15581. Letzter Zugriff am: 24.11.2024.
Online seit 18.09.2015.