Dokument-Nr. 20375
Offenstein, Wilhelm[Meinizer], August an Pacelli, Eugenio
Hannover, 26. April 1928
Die Katholiken von Gross-Hannover sind am Mittwoch, den 25. April 1928 in den Hannoverschen Festsälen zu einer von rund 2.500 Personen besuchten
Protest-Versammlung
gegen die Katholikenverfolgung in Mexiko zusammengetreten.
Die Protestversammlung hat unter einmütigem Beifall folgende Resolution gefasst:
"Die Katholiken Hannovers, zu Tausenden versammelt in den Hannoverschen Festsälen, erheben einmütig
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Protest gegen die neronischen Greuel der
Christenverfolgung in Mexiko. Die Taten eines Calles und seiner Leute sind eine
Kulturschande sondergleichen. Die Hannoverschen Katholiken danken dem heiligen Vater, dass
er die Aufmerksamkeit der Welt auf die blutigen Vorgänge hingelenkt hat. "So viele
unschuldige Opfer sterben in Mexiko dahin ohne Mitwissen der Welt, begraben unter dem
Grabstein eines wahren Komplotts des Schweigens." Diese Worte Papst Pius' XI. sind vollauf
berechtigt. Allein in einem Jahre 147 Geistliche ermordet! Laien, Männer, Frauen,
unschuldige Kinder zu Hunderten zu Tode gequält! Zahllose andere um ihres Glaubens Willen
eingekerkert! In die wehrlose Volksmenge mit Maschinengewehren geschossen! Es ist töricht,
wenn man derartige, nur aus Religionshass geborene Brutalitäten mit Bodenreform
rechtfertigen will.Wir Katholiken protestieren gegen das Komplott des Schweigens, womit man zu verhindern sucht, dass das Weltgewissen erwache. Wir protestieren gegen die Unterdrückung wahrheitsgetreuer
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Meldungen seitens der
Callesregierung. Wir protestieren gegen das unwürdige Verhalten der deutschen liberalen und
sozialistischen Presse, die diese unerhörten Greueltaten noch zu verteidigen wagt. Aus dem
Lügenfeldzug der gegnerischen Presse spricht deutlich die Sympathie mit den Greueltaten der
mexikanischen Regierung. Das zeigt, wessen wir gegenwärtig sein müssen, wenn wir uns nicht
zu wehren wissen.Die Sache der mexikanischen Katholiken ist auch unsere Sache, ist Sache der Katholiken aller Welt, ist Sache der Menschheit überhaupt. Von unseren Abgeordneten und Staatsmännern verlangen wir, dass sie rückhaltlos ihren Abscheu an geeigneter Stelle zur Sprache bringen. Handelsrücksichten dürfen kein Hindernis dafür sein. Unseren Glaubensbrüdern aber, die unter dem Schreckensregiment der Feinde Christi leiden, sprechen wir unsere Bewunderung aus und beten für sie, dass Gott die Tage ihres Leidens abkürzen möge."
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Der unterzeichnete Vorstand des Verbandes
der Katholischen Vereine legt Ew. Excellenz die vorstehende Resolution vor, mit der
ergebenen Bitte, geeignete Massnahmen gegen die zum Himmel schreienden Verhältnisse in
Mexiko ergreifen zu wollen.In aller Ergebenheit
Ew. Excellenz gehorsamster
Vorstand
des Verbandes kathol. Vereine
von Hannover und Umgegend
Dr. Offenstein Aug. Meinizer
1. Vorsitzender. I. Schriftführer.