Dokument-Nr. 15535
Becker, Christophorus (Taufname: Edmund) an Pius XI.
Würzburg, 11. Oktober 1924

Heiligster Vater,
Unterm 30. Juli erbat ich von Eurer Heiligkeit einen Gnadenerweis um den Nöten unter denen das Katholische Missionsärztliche Institut in Würzburg leidet begegnen zu können. Die Antwort, welche Sr. Excellenz dem Hochwsten Herrn Nuntius Pacelli daraufhin zuging, lautete, dass es geeigneter erscheine bessere Zeiten abzuwarten, da es sich in der Angelegenheit unseres Institutes um den ulteriore sviluppo handle.
Aus dieser Antwort entnehme ich zu meinem Leidwesen, dass ich es nicht verstanden habe das Anliegen um das es sich dreht mit genügender Klarheit auseinanderzusetzen. Wir haben bis jetzt in den letzten zwei Jahren den Beweis erbracht, welchen Anklang die missionsärztliche Tätigkeit auch katholischerseits findet und welch ein grosses und bedeutungsvolles Arbeitsfeld sich ihr tatsächlich in den Missionsgebieten der verschiedensten Heidenländern eröffnet. Dafür schulden wir dem Herrn allen Dank. Es handelt sich für uns aber jetzt nicht um eine weitere Entwicklung, sondern um die einfache und nackte Existenzmöglichkeit. So wie wir sind, können wir unmöglich weiterbestehen. Es fehlt uns an allen wesentlichen Bedingungen um als Missionsärztliches Institut überhaupt existieren und wirken zu können und so den grossen Aufgaben gerecht zu werden, die uns gestellt sind. Es ist das um so schmerzlicher zu bedauern, wenn man auf das mustergültig eingerichtete Missionsärztliche Institut der Protestanten in Tübingen hinblickt, demgegenüber das einzige Missionsärztliche Institut das wir Katholiken in ganz Europa haben und das sich hier in Würzburg befindet, eine mehr als armselige Rolle spielt.
Die Grundbedingung [sic] für unser weiteren Sein und Schaffen sind die nötigen Räumlichkeiten. Diese können wir nach Massgabe der Verhältnisse
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nur durch den Erwerb eines Hauses erhalten. Da mir die Sorge für dieses Institut auferlegt ist, sehe ich es als eine hl. Gewissenspflicht an auf Mittel und Wege bedacht zu sein, um dieses Ziel zu erreichen. Auf lange Zeit hinaus bietet sich uns wohl keine andere Möglichkeit dazu als auf dem oder einem ähnlichen Wege, den ich in meiner letzten Bittschrift erwähnte.
In Anbetracht all dieser Umstände wage ich es denn zu den Füssen Eurer Heiligkeit die demütige Bitte zu stellen, Eure Heiligkeit möge geruhen die Prüfung dieser Angelegenheit nochmals vornehmen zu lassen und selbst zu bestimmen, ob und innerhalb welcher Grenzen unserem Gesuche entsprochen werden kann. Mit uns sind die grossen Missionsvereine und alle Misssionsorden und Missionsgenossenschaften Deutschlands gerne bereit zur Erreichung des angestrebten Zieles jedes nur mögliche Opfer zu bringen. Wenn wir aber auch sehnsüchtig darauf aus sind ein Katholisches Missionsärztliches Institut zustande zu bringen, das diesen Namen verdient, so wollen wir es jedoch einzig und allein nur innerhalb jener Grenzen erstreben, die Eure Heiligkeit zu bestimmen für gut finden werden.
Zu den Füssen Eurer Heiligkeit niedergeworfen bittet um den Segen des Vaters der Christenheit für sich und das ihm anvertraute Werk
Eurer päpstlichen Heiligkeit
in tiefster Ehrfurcht und steten Gehorsam
ergebenster Sohn
P. Becker S.D.S.
Direktor
113r, links oberhalb des textkörpers hds. von unbekannter Hand, vermutlich vom Empfänger, in roter Farbe vermerkt: "Unire".
Empfohlene Zitierweise
Becker, Christophorus (Taufname: Edmund) an PiusXI. vom 11. Oktober 1924, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 15535, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/15535. Letzter Zugriff am: 27.12.2024.
Online seit 18.09.2015.