Dokument-Nr. 645

[Kein Betreff]. [Ohne Ort], vor dem 18. Juli 1917

Gericht beim Oberkommando der Heeresgruppe ..... Abt. III Nr. 298Gegenwärtig: Kriegsgerichtsrat Stappenbeck, als RichterKriegsgerichtssekretär Vitallomitz, als Militärgerichtsschreiber.

Es erscheint der Vizefeldwebel Friedrich Schleede, vom Jäger-Batl. Nr. 9 (3. Komp.) und erklärt:
59r

Ich geriet am 18.11.1916 verwundet in serbische Gefangenschaft.
Vom Dezember 16 bis 8. Mai 17 arbeitete ich auf einem Flugplatz etwa 3 bis 4 km südlich Saloniki. Südlich von uns lag der Hafen von Mikra. Etwa 10 Minuten von diesem entfernt befand sich das englische Lazarett 38. Weitere Lazarette waren m.W. nicht in der Umgegend, nur von einem kleinen französischen Lazarett habe ich einmal sprechen hören.
Verwundetentransporte nach dem Hafen habe ich nie gesehen, obwohl ich in der Nähe der Strasse arbeitete.
Bis Mitte März kamen im Hafen von Mikra (bei der Ackerbauschule) häufig grosse weisse Schiffe mit weithin sichtbaren, roten Kreuzen an Bordwänden und Schornsteinen an. Oft waren auch zwischen den Schornsteinen noch weitere rote Kreuze senkrecht aufgehängt. Ich glaube, an diesen Schiffen sowohl die englische wie die französische Flagge erkannt zu haben.
Bei ihrer Ankunft waren diese Schiffe, soweit ich beobachten konnte, bis über die Wasserlinie schwer beladen. Die Entladung selber konnte ich nicht wahrnehmen, doch fuhren die Schiffe oft nach mehreren Tagen stark entleert mit sichtbarer Wasserlinie nach Saloniki weiter.
Das Einladen von Verwundeten habe ich weder gesehen, noch davon gehört. Auch wäre dies wegen des Fehlens von Landungsbrücken sehr shwierig gewesen.
Mehrere Deutsche, die im Hafen beschäftigt waren, (haben)
59v
haben mir erzählt, dass aus den Lazarettschiffen Kriegsmaterial ausgeladen worden ist. Die Entladung musste durch Leichter und Motorboote geschehen.
Ich glaube gesehen zu haben, dass die Schiffe bisweilen auf der Rückfahrt noch einmal in Mikra angelegt haben.
Weiter habe ich hierüber nichts auszusagen.
Ich bin bereit, meine vorstehende Aussage, welche mir soeben nachmals vorgelesen ist und deren Richtigkeit ich versichere, mit dem Zeugeneid zu bekräftigen.
v.g.u.
gez: Friedrich Schleede.

Hierauf wurde der Zeuge vorschriftsmässig beeidigt.
gez: Stappenbeck. gez: Vitallomitz
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Stempel.
gez: Kloezel
Admiralstabssekretär.
Empfohlene Zitierweise
Anlage vom vor dem 18. Juli 1917, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 645, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/645. Letzter Zugriff am: 29.12.2024.
Online seit 24.03.2010, letzte Änderung am 29.01.2018.