Dokument-Nr. 8517
Stolz, Felix
an Pacelli, Eugenio
Im Felde, 11. Juni 1918
Se. Excellenz, den päpstlichen Nuntius Titular-Erzbischof, den Hochwürdigsten Herrn!
Am 4. Mai 1918 hatten Eure Excellenz die Gnade, mich in München zur Audienz zu empfangen, wobei ich im Auftrage des katholischen lettischen Klerus ein Bittgesuch betreffs Regelung der kirchlichen Verhältnisse "Lettgalliens" überreichte.
Eure Excellenz sagten damals zu, die Angelegenheit prüfen und für einen der lettischen Priester größere Vollmachten von Sr. Heiligkeit erwirken zu wollen. Zu diesem Zwecke sollte ich Eurer Excellenz geeignete, würdige Priester mit Angabe ihrer näheren Personalien in Vorschlag bringen.
Die schwierige Verbindung innerhalb des ausgedehnten besetzten Gebietes hat die an sich sehr dringende Angelegenheit leider etwas verzögert.
Nunmehr aber sind alle möglichen Schritte getan und alle, die Sachlage klärenden Dokumente, zum Teil im Original zum Teil in beglaubigter Kopie beigebracht. Infolgedessen habe ich die Ehre, im Namen der katholischen lettischen Geistlichkeit Eurer Excellenz folgende Dokumente zu übermitteln:
1.) ein lateinischer Bittgesuch des kath. Klerus Lettgalliens an Eure Excellenz;
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2.) a. eine geographische Kartenskizze von Lettgallen;
b. eine Übersicht der russischen Gouvernements (Lettgallen rot umrandet);
3.) eine Kopie der vom Ordinarius allen Dekanen zuerkannten Vollmachten (Fakultaten);
N. B. Der in Dokument No 1. genannte Priester Antonius Spryngovicz hat außer den acht (8) Fakultaten noch als 9. Fakultas erhalten, das Recht in dem von deutschen Truppen besetzten Gebiete Priester anzustellen und zu versetzen.
4.) ein Directorium Archidiocesis Mohiloviensis cf. pag. 167-179 und pag. 125. Suffr. Livoniensis [und] Curonensis variat.
5.) ein Directorium Dioecesis Samogitiensis cf. pag. 73-77;
6.) Das Memoriale der Landesvertretung an die deutsche Regierung (in Kopie);
7.) eine Kopie des Bittgesuchs an Se Kgl. Hoheit, den Prinzen Leopold von Bayern, Oberbefehlshaber des besetzten Gebietes, anlässlich seiner Anwesenheit in Rositten überreicht;
8.) der Beschluss des lettischen Landschaftsrates an die deutsche Regierung (in Kopie).
Aus den 8 beiliegenden Dokumenten werden Eure Excellenz ersehen, dass der Wunsch der kath. Geistlichkeit Lettgalliens nach baldiger Regelung der kirchlichen Verhältnisse vollauf berechtigt ist.
Da ich seit Beginn der Besetzung Lettgalliens durch die deutschen Truppen im Lande weile und in meiner Eigenschaft als kath. Divisionspfarrer ungefähr 4000 km² dieses Gebietes regelmäßig bereisen muss, habe ich selber Einblick in die schwierigen kirchlichen Verhältnisse Lettgalliens erhalten. Infolge-
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dessen kann ich den Wunsch des hiesigen gut katholischen Klerus sowie des im Kern gut katholischen lettischen Volkes mit vollem Rechte zu dem meinigen machen:Eure Excellenz wollen bis zur endgültigen Regelung der hiesigen politischen Verhältnisse einen der in Dokument No. 1 genannten Priester (nach mir gerwordenen Mitteilungen dürfte der an zweiter Stelle genannte Priester Franciscus Frasun der geeignetste sein und dessen Auswahl allseitig Anklang finden) mit grösseren Vollmachten ausstatten insbesondere ihm die Vollmacht erwirken, die hl. Firmung spenden zu dürfen. Damit aber der betreffende Priester auch nach außen hin eine seiner Würde entsprechend Stellung habe (denn die Stelle de Suffraganus Livoniensis cf. Dok. Nr. 4 pag. 125 ist seit vielen Jahren unbesetzt), bitte ich Eure Excellenz in Erwägung ziehen zu wollen, ob diesen Se. Heiligkeit nicht zum infulierten Prälaten ernennen könnte.
Da die Post-Zustellung an Landeseinwohnern sehr erschwert ist und nur durch die militärischen Behörden möglich wäre, so bitte ich Eure Excellenz, die Entscheidung mir persönlich senden zu wollen; ich werde dieselbe gegen Empfangsbescheinigung weiter geben und sofort Eure Excellenz davon in Kenntnis setzen.
Ehrerbietig gehorsamster
Felix Stolz
Divisionspfarrer
Der Kgl. Preuß. 3. Inf. Division.