Dokument-Nr. 10055
Straubinger, Johannes an Pacelli, Eugenio
Stuttgart, 27. August 1921
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Danach sollte überhaupt keine der beiden Organisationen als solche Anspruch auf die Spende SR. Heiligkeit haben, sondern nur die einzelnen Katholiken, mögen sie nun der einen oder der anderen Organisation angehören. Nach diesen Richtlinien wurde die päpstliche Spende, die in deutsche Währung umgerechnet, die Summe von 32.567,40 Mark ergeben hat, am 16. Aug. verteilt. Der Unterzeichnete hatte, um vollständig gerecht zu sein, dazu 4 Kolonisten beigezogen, nämlich 1 Angehörigen des (interkonfessionellen) Vereins, 2 Angehörige des Kath. Hilfswerks und 1 Herrn, der beiden Organisationen zugehört. Ausserdem nahm auf Einladung hin teil P. Grösser, Sekretär des Kath. Auslandssekretariates und des Raphaelsvereins.
Im Ganzem waren 40 Gesuche eingelaufen. Davon konnten 9 nicht berücksichtigt werden, weil die Notlage des Gesuchstellers nicht erwiesen war. Ein Gesuch wurde zurückgewiesen, weil sich die konfessionelle Zugehörigkeit des Bittstellers nicht zweifelsfrei feststellen liess.
Zusammenstellung der ausbezahlten Beträge siehe Beilage.
Der Rest soll für die unglücklichen Schwarzmeerkolonisten aufgespart werden, die gegenwärtig über Triest nach Deutschland befördert werden, sowie für diejenigen, die aus Unkenntnis kein Gesuch eingereicht haben. Auch über die Verwendung dieser Summe wird Eurer Exzellenz seiner Zeit Rechenschaft abgelegt werden.
Viel Not ist durch die hilfreiche Tat des Hl. Vaters gelindert worden, während des Krieges und insbesondere nach demselben. Kein Land auf dem Erdenrund, das nicht von der edlen Liebe des Obersten Hirten der Christenheit Beweise empfangen hätte. Gott seis gedankt,
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dass er in diesen schweren Zeiten seinem Volk einen solch liebevollen Vater und Tröster geschickt hat! Besonderen Dank empfinden die armen Opfer aus dem Schwarzmeergebiet, die vor Hunger und Bolschewismus fliehen und in dem Lande ihrer Väter eine neue Existenz suchen mussten. Ihre Augen, von Tränen des Dankes erfüllt, sind nach Rom gerichtet, wo sie ihren Vater wissen und ihre Lippen beten freudig bewegt zum Allmächtigen, dass er den Vater der Christenheit schützen und segnen möge. Sie bitten Eure Exzellenz, Seine Heiligkeit den untertänigsten Dank für seine Vatergüte zu Füssen zu legen. So Gott will, werden sie in besseren Zeiten wieder in ihre Kolonien am Schwarzen Meer zurückkehren und dort den Ruhm eines glorreichen Papstes und das Lob der Kirche Christi verkünden. In tiefster Verehrung
Eurer Exzellenz
untertänigster
Dr. Straubinger
Caritasdirektor.