Dokument-Nr. 11298
Klein, Kaspar
an Pacelli, Eugenio
Paderborn, 22. November 1923
beehre ich mich auf das sehr gefällige Schreiben vom 16. d. M. unter Beifügung des übermittelten Ausschnittes aus1 "La Croix" ganz ergebenst Folgendes zu erwidern:
Anfangs Oktober bin ich auf den Artikel über eine angebliche Abfallbewegung in Frankreich zuerst aufmerksam gemacht worden und zwar durch ein Schreiben des Hochwürdigsten Herrn Bischofs von Mainz, an den ein Herr Pierre Delattre sich wegen des Artikels gewandt hatte. Bis dahin war der Artikel mir völlig unbekannt geblieben. In dem "Kirchlichen Amtsblatt der Diözese Paderborn" (Offizielles Organ der Bischöflichen Behörde) ist er nicht erschienen und würde darin auch nicht aufgenommen sein, selbst wenn sein Inhalt auf Wahrheit beruht hätte. Nach Kenntnisnahme des oben erwähnten Schreibens des Hochwürdigsten Herrn Bischofs von Mainz wurden von der Bischöflichen Behörde Nachforschungen gehalten, ob vielleicht eines der verschiedenen in der Diözese Paderborn verbreiteten sog. Sonntagsblätter einen Artikel über Abfallbewegung in Frankreich seinen Lesern vorgelegt habe. Bald konnte festgestellt werden, daß das in Paderborn erscheinende Sonntagsblatt "Leo" den fraglichen Artikel in Nr. 13 vom 1. April d. J. gebracht hatte (Anlage 2). Der Redakteur dieses Blattes wurde sofort zur Verantwortung2 gezogen und erklärte, er habe den Artikel aus einer anderen Zeitung übernommen, könnte aber wegen der Länge der Zeit die ursprüngliche Quelle nicht mehr angeben. Es wurde ihm seitens der Bischöflichen Behörde auferlegt, in einer der ersten Nummern des Sonntagsblattes "Leo" Widerruf zu leisten. Das ist geschehen in Nr. 44 vom 4. November d. J. (Anlage 3).3 An den Hochwürdigsten Herrn Erzbischof von Toulouse, der anscheinend von dem Artikel ziemlich früh Kenntnis erhalten hatte, wurde von hier unter dem 26. Oktober d. J. das in Abschrift4 beiliegende Schreiben abgeschickt. (Anlage 4). Ein ähnliches Schreiben ging an demselben Tage an den Herrn Abbé Francois [sic] Kayser in Nagem (Luxemburg), der wegen derselben Angelegenheit hier schriftlich vorstellig geworden war.
Meinen Bericht in der qu. Angelegenheit möchte ich in folgenden Worten zusammenfassen:
18v
1) Das Sonntagsblatt "Leo" ist kein
amtliches Organ des Bischofs von Paderborn und seines Generalvikariates.2) Der Bischof von Paderborn und das Generalvikariat stehen dem fraglichen Artikel völlig unbeteiligt gegenüber und haben erst ein halbes Jahr später Kenntnis von dem Inhalt desselben erhalten.
3) Der Redakteur des Sonntagsblattes "Leo" ist sofort zur Verantwortung gezogen und zum Widerruf veranlasst worden.
4) Dieser Widerruf des Redakteurs ist erfolgt.
5) Dem Herrn Erzbischof von Toulouse ist über die falsche Notiz das tiefste Bedauern ausgedrückt worden, ebenso allen denjenigen Personen, die wegen der Sache brieflich sich nach hier gewandt haben.
Auf Grund der vorstehenden Darlegungen darf ich gewiß der frohen Hoffnung mich hingeben, daß die leidige Angelegenheit nunmehr ihre definitive Erledigung finden wird. Euer Exzellenz gegenüber möchte ich noch besonders beteuern, daß mich das Erscheinen des mehrfach erwähnten Artikels arg befremdet hat und daß ich dieserhalb dem verantwortlichen Redakteur ernste Vorstellungen gemacht habe.
Genehmigen Euer Exzellenz den Ausdruck meiner ganz besonderen Verehrung und Hochschätzung, womit ich bin
Eurer Exzellenz
dankbarst und treu ergebener
+ Caspar
1↑"16. d. M. … aus" Zeile hds. mit blauer Farbe von unbekannter
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2↑"(Anlage 2) … Verantwortung"
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3↑"Das ist geschehen … (Anlage 3)" Zeile hds. mit blauer
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4↑"hatte, wurde …
Abschrift" Zeile hds. mit blauer Farbe von unbekannter Hand markiert.