Dokument-Nr. 13213
Sebastian, Ludwig
an Metz, Adalbert François Alexandre de
Speyer, 14. Januar 1923
Euer Excellenz Zuschrift vom 13. ds. erhielt ich gestern Abend kurz vor 7 Uhr. Den ungewohnten Ton, die Androhung von Sanctionen finde ich weder in meinem Amte noch in meinem und meiner Diözesanen bisherigen Verhalten veranlasst.
Gleich anderen Oberhirten, deren Amtsblätter bis jetzt an mich gelangt sind, glaubte ich Tagesereignisse benützen zu sollen, um religiös auf meine Diözesanen einzuwirken. Sie sollten wiederum von der Genusssucht abgemahnt werden, die im Auslande die Vorstellung erwecken könnte, als ginge es uns zu gut, während tatsächlich viele vor Hunger sterben. Sie sollten zum Gottesglauben und Gottvertrauen aufgerufen werden. So lagen auch diesmal wie stets meinen Anordnungen rein kirchliche, religiöse Momente zu Grunde. Ihre Anordnungen muss ich daher als einen Eingriff in mein amtliches Wirken betrachten, gegen den ich Verwahrung einlege. Ich werde mir vorbehalten an zuständiger Stelle meinen Einspruch vorzutragen. Ich weiche der Gewalt und werde, soweit noch möglich, meine Anordnungen zurücknehmen.
gez. Ludwig.
B. v. Sp.