Dokument-Nr. 14147
Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, Alois Fürst zu
an Pacelli, Eugenio
Haid im Bezirk Tachau Böhmen, 30. Januar 1925
gütiges Schreiben vom 25. d. Mts. habe ich eben erhalten. Ich dachte, der darin gegebenen Weisung am besten zu entsprechen, wenn ich in dem Pilgerblatte, das von Würzburg ungefähr alle 14 Tage an alle Pfarreien Deutschlands und an die Abonnenten verschickt wird, eine beruhigende Erklärung veröffentliche. Nun ist mir aber ein Bedenken gekommen, das ich Eurer Exzellenz vorerst unterbreiten möchte.
Von den erwähnten Gerüchten ist mir bisher nichts bekannt gewesen. Das beweist natürlich nicht, daß sie nirgendwo bestehen, aber doch wohl, daß sie bisher wenigstens in Deutschland nicht sehr verbreitet sind. In der Presse habe ich keinerlei Andeutung gefunden. Wenn ich nun eine Erklärung veröffentliche, daß derartige Gerüchte "übertrieben" sind, so mache ich nicht nur die katholische Öffentlichkeit überhaupt darauf aufmerksam, sondern gebe implicite auch zu, daß die Gerüchte nicht ganz unbegründet sind.
Eine solche Erklärung könnte also gerade Anlaß zu Befürchtungen werden und zur Folge haben, daß ängtliche Gemüter auf die Wallfahrt nach Rom verzichten. Ich bitte Eure Exzellenz daher um Entscheidung, ob ich etwa auf die beabsichtigte Veröffentlichung verzichten soll, oder ob ich soweit gehen kann, zu sagen, daß ich von zuständiger
36v
Stelle zu der Erklärung ermächtigt sei, daß diese Gerüchte unbegründet sind?...
Genehmigen Eure Exzellenz den ehrerbietigsten Ausdruck meiner tiefsten Verehrung, mit der ich verharre als
Eurer Exzellenz
ganz ergebenster
(gez.) Alois Fürst zu Löwenstein.