Dokument-Nr. 14218
Zohren, Ignatia
an Wirth, Joseph
Berlin, 22. September 1923
Stets noch fanden wir bei Ihnen in unsern großen Sorgen und Nöten bereitwilligst Hülfe. Dieses veranlaßt uns denn auch heute, vertrauensvoll Sie um einen Rat zu bitten.
Durch Ihr gütiges Wohlwollen, sehr geehrter Herr Professor, wurde uns im vorigen Jahre eine gar reiche Spende vom Heiligen Vater zu Teil. War dieses nicht durch Vermittlung Sr. Excellenz, dem hochwürdigsten Herrn Nuntius geschehen? Und glauben Sie, daß wir es wagen dürfen, ein Bittgesuch dort hin zu richten? Wir möchten nicht gerne, ohne Ihren Rat gefragt zu haben, hier handeln. Es ist die äußerste Not, die uns antreibt, alle Hilfsquellen ausfindig zu machen, wodurch uns die Möglichkeit wird, das Haus
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vor dem gänzlichen Untergange zu schützen. 76 Jahre hindurch waren wir, Dank der göttlichen Vorsehung, in der Lage Tausenden zu helfen und jetzt, wo Not und Elend ihren Höhepunkt erreicht haben, sollen wir, da uns die Mittel fehlen, unsere Tore den Armen und Kranken schließen. O, das wäre zu bitter, das wäre unerträglich für eine barmherzige Schwester. Sie werden es verstehen können, wenn wir da um Gaben bitten, um für den Winter, Kohlen und Kartoffeln zu beschaffen. 620 Krankenbetten und 120 für alte sieche Leute sind vorhanden, das erfordert an Unterhaltungskosten Milliarden. Woher die aber beschaffen? Bitte, sehr geehrter Herr Professor, helfen Sie dem Hause, das die älteste caritative Anstalt am Platze ist und das so gerne auch weiterhin dem Großstadt-elend steuern [sic] möchte.Wir wissen, daß Sie der Bittbriefe viele erhalten, wissen aber auch, daß Sie gerade uns, immer in der wohlwollensten Weise Ihre Güte entgegenbrachten und darum haben
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wir zu Ihnen auch das größte Vertrauen und schreiben diese Zeilen.Für alle die großen und schweren Aufgaben, die Ihnen im Interesse der Gesamtheit obliegen, beten wir täglich um Gottes Segen, und bin ich stets
in innigster Dankbarkeit
Ihre
Schwester M. Ignatia, Oberin